„Agrarpolitik muss entbürokratisiert werden“
Enge Zusammenarbeit des deutschen, holländischen und flämischen Bauernverbandes
In einem gemeinsamen agrarpolitischen Positionspapier wird betont, dass die drei Bauernverbände die Pläne von EU-Agrarkommissar Phil Hogan unterstützen, die EU-Agrarpolitik zu entbürokratisieren. “Dies hat Priorität“, erklärten sie übereinstimmend. Die ersten Erfahrungen der Landwirte mit der Umsetzung der EU-Agrarreform 2015 zeigten, dass die gesetzlichen Vorgaben – besonders des Greening – zu aufwändig und praxisfremd seien. „Das bürokratische Dickicht der Reform der EU-Agrarpolitik ist zuweilen selbst für Fachleute und Ministerien nicht zu durchschauen. Betrieben und Verwaltungen verursacht sie zudem erhebliche Kosten“. Deshalb haben die drei Bauernverbände dem Kommissar konkrete Vorschläge zur Vereinfachung unterbreitet.
v.l.n.r.: Albert Jan Mat (Präsident des niederländischen Bauernverbandes LTO), Joachim Rukwied (Präsident des Deutschen Bauernverbandes) und Piet Vanthemsche (Präsident des flämischen Bauernverbandes Boerenbond)
In den Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen EU und USA sehen die drei Verbände eine Chance, die wirtschaftlichen Verbindungen zu stärken. Voraussetzung für einen Abschluss sei jedoch, die unterschiedlichen gesetzlichen Regelungen im Verbraucherschutz und in der Landwirtschaft zu respektieren. „Es darf durch TTIP keinen ungezügelten, freien Handel geben, der zu ungleichen und somit unfairen Wettbewerbsbedingungen führen würde“, betonten die drei Präsidenten. Zu einem „fairen Wettbewerb“ gehörten die Beibehaltung von Importzöllen auf sensible Produkte und die Einführung von Tarifquoten. Auch Tierschutzstandards müssten in internationalen Handelsabkommen stärker berücksichtigt werden. Die Verbände warnen davor, dass Produkte aus Ländern außerhalb der EU importiert werden, die Tierschutzmaßnahmen in der Nutztierhaltung ignorierten. Dadurch würden unfaire Marktbedingungen entstehen. Die drei Bauernverbände forderten, in Fragen der Tiergesundheit auch innerhalb Europas enger zusammenzuarbeiten. Dies umfasse ein gemeinsames Vorgehen bei Seuchen und Tierkrankheiten wie auch bei Forschung und Entwicklung neuer Impfstoffe. Die Präsidenten sprachen sich überdies gegen nationale politische Alleingänge in der Verschärfung des Tierschutzrechts aus: „Einseitige nationale Gesetzgebung verzerrt den Wettbewerb im europäischen Binnenmarkt.“ Im Bereich freiwilliger Initiativen für mehr Tierwohl soll der rege Austausch über die verschiedenen Ansätze beibehalten werden: „Private Initiativen, die die Wertschöpfungskette nachhaltiger gestalten wollen, werden zu oft kartellrechtlich verhindert.“ Hier fordern die Bauernverbände eine eindeutigere Gesetzgebung.