DBV-Zukunftskonzept 2021 Eine neue Partnerschaft für Ernährung und Landwirtschaft

DBV-Zukunftskonzept 2021

Situation

  1. Die deutsche Landwirtschaft erzeugt heute hochwertige und sichere Nahrungsmittel. Die Landwirte stellen sich dem Markt und der Verbrauchernachfrage. Sie sehen sich zunehmend zerrieben durch den Kostendruck seitens der Lebensmittelkette, durch staatliche Auflagen und durch schrumpfenden Außenschutz der Agrarmärkte. Die Widersprüche dieser verschiedenen Anforderungen wachsen zusehends. Viele Landwirte stoßen an die Belastungsgrenzen – wirtschaftlich, ökologisch und auch emotional.
     
  2. Von der deutschen Landwirtschaft wird zusätzlich erwartet, im großen Umfang weitere Leistungen beim Klimaschutz, bei der Pflege der Kulturlandschaft, beim Ressourcenschutz, für die Artenvielfalt und für das Tierwohl zu erbringen. Die Landwirte erbringen bereits auf 30 Prozent der Flächen Agrarumweltmaßnahmen. Mit der Bioenergie werden ebenso viele Klimagase vermieden wie bei der Lebensmittelerzeugung ausgestoßen werden. Diese Leistungen sind nicht marktfähig. Sie müssen daher dauerhaft von Staat und Gesellschaft anerkannt und honoriert werden.
     
  3. Viele Bürger und Verbraucher halten die vielfältigen Leistungen der Landwirtschaft dennoch für unzureichend und erwarten „Mehr“. Preisgünstige Lebensmittel werden dabei als selbstverständlich vorausgesetzt. In Verbindung mit dem Oligopol der Handelsketten und deren Billigpreisstrategie führt dies zu einer Gefährdung der Versorgungssicherheit mit heimischen und nachhaltigen Nahrungsmitteln.
     
  4. Die Handelspolitik der EU führt dazu, dass höhere nationale und europäische Umwelt-, Sozial- und Tierwohl-Standards durch Lebensmittelimporte unterlaufen werden.
     
  5. Die deutsche Landwirtschaft will das ausgesprochen hohe Erwartungsniveau seitens Markt, Politik und Gesellschaft einlösen. Dies ist unter den derzeitigen Rahmenbedingungen aber nicht in befriedigender Weise möglich. Weder die Lebensmittelkette noch die staatlichen Fördersysteme honorieren die gewünschten gesellschaftlichen Leistungen in genügender Weise. Die Handelspolitik sichert hohe Standards unzureichend ab. Damit besteht die Gefahr des Verlustes großer Teile der heimischen Lebensmittelerzeugung. Es droht eine Verödung der ländlichen Wirtschaft und der über Generationen von Landwirten geschaffenen Kulturlandschaften.

Vorschlag für eine neue Partnerschaft

Die Landwirtschaft ist bereit und in der Lage, weitere Nachhaltigkeitsleistungen zu erbringen und dies mit qualitativ hochwertiger Nahrungsmittelerzeugung zu verbinden.

Dazu ist Folgendes notwendig:

I. EIN GESELLSCHAFTLICHER KONSENS, DASS EINE STARKE HEIMISCHE LANDWIRTSCHAFT, ERNÄHRUNGSSICHERUNG UND NACHHALTIGKEIT ZUSAMMENGEHÖREN.
Vorgeschlagen wird, das Grundgesetz in Art. 20a (Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen und der Tiere) um die Ziele Ernährungssicherung und Klimaschutz zu ergänzen.

Formulierungsvorschlag: „Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen, die Grundlagen der menschlichen Ernährung, die Tiere und das Klima im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung.“

II. EINE DEUTLICH ERWEITERTE UND FÜR LANDWIRTE VERLÄSSLICHE HONORIERUNG VON NACHHALTIGKEITSLEISTUNGEN AUS NATIONALEN MITTELN.
Vorgeschlagen wird eine grundlegende Erweiterung der Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz um neue Förderbereiche Ressourcenpflege und Ernährungssicherung. Die Gemeinschaftsaufgabe ist dazu finanziell erheblich aufzustocken.

III. EINE WEITERE STÄRKUNG DER LANDWIRTE IN DER LEBENSMITTELKETTE UND DIE BEZAHLUNG HÖHERER NACHHALTIGKEITSSTANDARDS FÜR LEBENSMITTEL AUS DEUTSCHLAND.
Vorgeschlagen wird ein rechtlicher Rahmen für eine verbindliche Haltungs- und Herkunftskennzeichnung von nachhaltig erzeugten Produkten aus Deutschland. Handel und Verarbeiter sind aufgefordert, für diese Produkte einen Bonus zu etablieren, der vollständig bei den Landwirten ankommt. Ergänzend ist das Kartellrecht stärker auf den Schutz von landwirtschaftlichen Erzeugern und ihrer Zusammenschlüsse auszurichten.

IV. EINE BELASTBARE ZUSICHERUNG AN DIE LANDWIRTE UND FLÄCHENEIGENTÜMER, DASS DIE KOOPERATION IM NATUR- UND LANDSCHAFTSSCHUTZ VORFAHRT HAT UND GRUNDEIGENTUM RESPEKTIERT WIRD.
Vorgeschlagen wird eine gesetzliche Festlegung, dass zusätzliche flächenbezogene Anforderungen an mehr Biodiversität in der land- und forstwirtschaftlichen Bewirtschaftung prioritär freiwillig umgesetzt und dauerhaft honoriert werden.

Der Deutsche Bauernverband ist überzeugt: Mit diesen Vorschlägen können Landwirte, Bürger und Verbraucher neues Vertrauen in die Zukunftsfähigkeit der Landwirtschaft und sicherer Lebensmittelerzeugung in Deutschland gewinnen. Die deutsche Landwirtschaft kann führend in punkto Nachhaltigkeit, Tierwohl und Klimaschutz werden.
Dieser Vorschlag für einen neuen Weg ist zugleich eine Einladung an Gesellschaft, Politik und Verbraucher zu einer offenen Diskussion über die Zukunft von Landwirtschaft und Ernährung „Made in Germany“.

Fotos: pixabay: Philippe Ramakers, silviarita, RitaE, Gerhard Gellinger

DownloadsDBV-Zukunftskonzept 2021(1.022,6 KB)Der DBV

DBV: Patentierung von Pflanzen muss beendet werden

Kurzmitteilung

DBV: Patentierung von Pflanzen muss beendet werden

Patent auf „Schrumpeltomate“ zeigt problematische Praxis des EPA

Die Technische Beschwerdekammer des Europäischen Patentamtes hat am 8. Dezember 2015 entschieden, dass das vor mehr als zehn Jahren beantragte Patent auf die sogenannte „Schrumpeltomate“ mit verändertem Wortlaut endgültig erteilt werden soll. Dies nimmt der Deutsche Bauernverband (DBV) erneut zum Anlass, die zunehmende Erteilung von Patenten auf Pflanzen auch aus konventioneller Züchtung zu kritisieren.
Der Bauernverband betonte, dass „im Wesentlichen biologische Verfahren zur Züchtung sowie entsprechende Pflanzensorten“ gesetzlich ausdrücklich von der Patentierbarkeit ausgenommen sind; auch nach der europäischen Richtlinie über den rechtlichen Schutz biologischer Erfindungen. Diese gesetzgeberische Vorgabe gelte zwingend auch für die Patentierbarkeit der auf diesem Wege gezüchteten Pflanzen und Tiere. Andernfalls würde die sinnvolle Ausnahmeregelung im Bereich der Biopatente ausgehöhlt, betonte der DBV.
Das Patentrecht, sowie es klassischerweise bei technischen Erfindungen angewendet wird, kann nach Ansicht des Bauernverbandes nicht für Pflanzen und Tiere gelten. Patente darauf sind daher abzulehnen, so der DBV.

Mit nachhaltiger und effizienter Landwirtschaft kann die Welt ernährt werden

Kurzmitteilung

Mit nachhaltiger und effizienter Landwirtschaft kann die Welt ernährt werden

DBV zum Welternährungstag 2015

Eine nachhaltige und effiziente, von Bauernfamilien getragene Landwirtschaft ist der Schlüssel im weltweiten Kampf gegen Unterernährung. Dies betonte der Deutsche Bauernverband (DBV) zum heutigen Welternährungstag (16.10.2015). Voraussetzung für eine solche erfolgreiche Landwirtschaft sind dem DBV zufolge Bodeneigentum, Zugang zu Ausbildung, Märkten, Kapital und Betriebsmitteln, Forschung und Wissenstransfer sowie nicht zuletzt unternehmerischer Freiraum und die Möglichkeit für die Landwirte, sich politisch und wirtschaftlich unabhängig zu organisieren. Während diese Voraussetzungen in Europa überwiegend gegeben sind, ist dies in vielen Teilen der Welt nicht der Fall und damit für diese Regionen eine Ursache für Hunger, Armut und Probleme in den ländlichen Räumen.

Antibiotikaabgabe in der Tiermedizin geht merklich zurück

Kurzmitteilung

Antibiotikaabgabe in der Tiermedizin geht merklich zurück

DBV: Erfolge bei Verringerung des Antibiotikaeinsatzes

Die Tierärzte in Deutschland setzen merklich weniger Antibiotika ein. Dies ergibt sich aus den Auswertungen des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). Demnach sind die Abgabemengen an Antibiotika an die Tierärzte 2014 um 15 Prozent (214 Tonnen) gegenüber 2013 verringert worden.

„Landwirtschaft und Gesellschaft – Wege zu besserem Verständnis“

Kurzmitteilung

„Landwirtschaft und Gesellschaft – Wege zu besserem Verständnis“

Politik, Medien und Landwirtschaft im Gespräch beim Deutschen Bauerntag

Zum Abschluss des Deutschen Bauerntages 2015 in Erfurt diskutierten die Delegierten auf dem Panel „Landwirtschaft und Gesellschaft – Wege zum besseren Verständnis“ die öffentliche Wahrnehmung der Landwirtschaft und Möglichkeiten des gesellschaftlichen Dialogs. Unter Moderation des Agrarjournalisten Uwe Steffin stellten Vertreter der Parteien im Deutschen Bundestag, der Wochenzeitung ZEIT und der Landwirtschaft ihre Vorstellungen zur Verbesserung der Akzeptanz landwirtschaftlichen Handelns dar. Vor allem die mediale Darstellung über Tierhaltung und der Umweltschutz standen im Mittelpunkt der sehr engagierten Diskussion. Alle Teilnehmer der Diskussionsrunde appellierten einhellig, bei aller Kritik in der Sache die Bauernfamilien nicht zu diskriminieren und auszugrenzen. Sie seien Teil der Gesellschaft und gehörten als Erzeuger von Nahrungsmitteln, wegen des Erhalts der vielfältigen Landschaft, der Wertschöpfung und der Arbeitsplätze in die Mitte der Gesellschaft.

Rukwied: Kein Verständnis für Greenwashing-Kampagne der VW-Autostadt

Kurzmitteilung

Rukwied: Kein Verständnis für Greenwashing-Kampagne der VW-Autostadt

Die Produktion eines Autos frisst bis zu 400.000 Liter Wasser

„Die deutschen Bauernfamilien haben kein Verständnis für die Imagemaßnahme der VW-Autostadt. Darin werden Landwirte und Bauernfamilien ausgerechnet von der Automobilbranche zu Umweltsündern abgestempelt. Der Landwirtschaft wird vorgeworfen, sie sei zweitgrößter Verursacher von Treibhausgasemissionen. Es ist beispiellos, wie das Aushängeschild eines deutschen Automobilkonzerns, wofür die Autostadt Wolfsburg zweifellos steht, eine Berufsgruppe an den Pranger stellt, die nachhaltig in Kreisläufen und mit der Natur arbeitet. Offenbar soll von den Auswirkungen der Automobilbranche auf Umwelt, Klima, Rohstoff-, Flächen- und Energieverbrauch abgelenkt werden.“ Mit diesen Vorwürfen übte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, scharfe Kritik an den Informationen und der Kampagne „Gut Essen“ der VW Autostadt in Wolfsburg.

DBV: „Entscheidung im ‚Brokkoli-Fall‘ setzt falsches Signal“

Kurzmitteilung

DBV: „Entscheidung im ‚Brokkoli-Fall‘ setzt falsches Signal“

Bauernverband fordert Änderung der EU-Biopatentrichtlinie

Anlässlich der aktuellen Entscheidung der Großen Beschwerdekammer des Europäischen Patentamtes im sogenannten „Brokkoli-Fall“ forderte der Deutsche Bauernverband (DBV) erneut eine Änderung der EU-Biopatentrichtlinie. Nach der Entscheidung sind Patente auf Pflanzen aus konventioneller Züchtung weiterhin möglich. Der DBV sieht hierin eine unangemessene Ausdehnung des eigentlich für technische Erfindungen vorgesehenen Patentrechts auf Pflanzen.

Kennzeichnung der Herkunft von frischem Fleisch ab dem 1. April

Kurzmitteilung

Kennzeichnung der Herkunft von frischem Fleisch ab dem 1. April

Schweinehalter müssen Herkunft auf Lieferscheinen dokumentieren

Zum 1. April 2015 tritt eine neue Herkunftskennzeichnung für frisches sowie gefrorenes Schweine-, Geflügel-, Schaf- und Ziegenfleisch in Kraft. Darauf macht der Deutsche Bauernverband (DBV) aufmerksam. Für die Wertschöpfungsstufen Landwirtschaft, Schlachtung und Zerlegung besteht die Verpflichtung zu ergänzenden Angaben über die Herkunft des Fleisches. Landwirte sind verpflichtet, zu den bestehenden Informationspflichten auch Angaben zur Herkunft der Tiere zu machen.

Rukwied: Gesellschaftliche Debatte braucht klare Standpunkte

Kurzmitteilung

Rukwied: Gesellschaftliche Debatte braucht klare Standpunkte

„Mehr fachliche Expertise und wirtschaftlicher Realismus sind dringend gefordert“

„Die deutschen Bauern sind für jede Diskussion mit Verbrauchern, Öffentlichkeit und Nichtregierungsorganisationen offen. Eine wirklich offene und transparente gesellschaftliche Debatte über Landwirtschaft und Ernährung erfordert aber klare Standpunkte, die wir auch so im Sinne der Landwirtschaft vertreten werden.“ Das stellte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, anlässlich der Jahreshauptversammlung des Kreisbauernverbandes Unterallgäu in Westerheim fest. „In Teilen der Politik und bei vielen Akteuren der so genannten gesellschaftlichen Debatte über die moderne Landwirtschaft sind mehr fachliche Expertise und ökonomischer Realismus dringend gefragt“, so Rukwied. Diese Debatte wird zu keinem Ergebnis führen, wenn fachlich unsinnigen Positionen nachgegeben werde. Als Beispiel nannte Rukwied die Frage der nicht-kurativen Eingriffe bei Nutztieren. Eine Minimierung solcher Eingriffe liegt auch im Interesse der Tierhalter. Allerdings erfordert das eine sorgfältige Abwägung bei allen Lösungsansätzen, insbesondere muss dabei das Tierwohl im Vordergrund stehen.

Fruit Logistica 2015 im Zeichen des Mindestlohns

Kurzmitteilung

Fruit Logistica 2015 im Zeichen des Mindestlohns

Erzeuger erwarten Bekenntnis des Lebensmittelhandels zur Regionalität

Die weltgrößte Messe für Obst und Gemüse, die Fruit Logistica, hat auf dem Berliner Messegelände ihre Tore geöffnet. Auch die deutschen Erzeugerorganisationen präsentieren ihr vielfältiges Produkt- und Dienstleistungsangebot und ihre Verbraucherkampagne „Deutschland – Mein Garten“. Der Deutsche Bauernverband (DBV) weist darauf hin, dass die Fruit Logistica durch die Auswirkungen des Mindestlohngesetzes auf die deutsche Erzeugung von Obst und Gemüse überschattet wird. Nach Einschätzung des DBV wird es in der Verantwortung des Lebensmitteleinzelhandels liegen, dem Bekenntnis zu Regionalität auch Taten folgen zu lassen und den Verbraucher auch 2015 ein breites und vielfältiges Angebot von heimischem Obst und Gemüse zugänglich machen zu können. Ohne eine entsprechende Anpassung der Erzeugerpreise können beispielsweise Erdbeeren, Einlegegurken und Spargel aus Deutschland nur noch eingeschränkt angeboten werden, betonte der Bundesausschuss Obst und Gemüse beim DBV. Weiterlesen