Am 18. Januar lädt der Deutsche Bauernverband zum Agrarpolitischen Jahresauftakt ein. Die Veranstaltung wird als Livestream übertragen. Neben dem Agrarpolitischen Jahresauftakt sind auch wieder zahlreiche Fachforen geplant. Das vollständige Programm finden Sie weiter unten. Die Grüne Woche Spotlights 2022 sind ausgewählte Veranstaltungen, die an Stelle der Internationalen Grünen Woche in Berlin stattfinden.
Landwirtschaft und Naturschutz – Zukunft gemeinsam gestalten
27. Januar 2022, 11:00 Uhr bis 13:30 Uhr
Der Erhalt und die Förderung der Biodiversität in der Kulturlandschaft erfordert die Kooperation zwischen Landwirtschaft und Naturschutz. Die Honorierung der Leistungen im Naturschutz für die Landwirte ist hierfür eine wichtige Grundlage. Die Zukunftskommission Landwirtschaft sieht hierin eine erfolgversprechende Strategie für die Förderung der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft. Mit dem gemeinsamen Forum bekräftigen der Deutsche Naturschutzring und der Deutsche Bauernverband stellvertretend für die Umwelt- und Landwirtschaftsverbände der Zukunftskommission Landwirtschaft den Willen und die Bereitschaft, die Herausforderungen der Förderung der Artenvielfalt kooperativ und gemeinsam anzugehen. Anhand von drei konkreten Projekten sollen in dem Forum „Landwirtschaft und Naturschutz – Zukunft gemeinsam gestalten“ erfolgreich erprobte Praxisbeispiele vorgestellt und Möglichkeiten für eine Übertragung der Beispiele in die Praxis diskutiert werden.
11.00 – 11.20 h Begrüßung und Einführung
Joachim Rukwied Präsident des Deutschen Bauernverbandes
Prof. Dr. Kai Niebert Präsident des Deutschen Naturschutzrings
11.20 – 12.20 h Praxisbeispiele
1. Dialog und Kooperation am Beispiel des FRANZ Projektes
Jochen Hartmann Betriebsleiter FRANZ-Betrieb in Lüneburg
Dr. Laura Sutcliffe F.R.A.N.Z.-Begleitforschung an der Georg-August-Universität Göttingen
2. Kooperativen: Überbetriebliche Koordinierung und Zusammenarbeit im Landkreis Ostprignitz Ruppin
Andreas Bergmann Landschaftspflegeverband Prignitz Ruppiner Land e.V.
Bettina Teiche Landwirtin
3. Kooperation am Beispiel des Niederländischen Modells der Naturschutzkooperativen / Projekt der Stiftung Kulturlandschaft ST
Urban Jülich Betriebsleiter Agro Bördegrün und Mitglied des Vorstandes der Stiftung Kulturlandschaft Sachsen-Anhalt
Dr. Anne Hochbach Untere Naturschutzbehörde, Landkreis Börde, Natur- und Umweltamt
12.20 – 13.20 h Diskussion
Tina Andres Vorsitzende des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft BÖLW
Dr. Bettina Hoffmann, MdB Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Bernt Farcke Leiter der Abteilung 5 im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft
Joachim Rukwied Präsident des Deutschen Bauernverbandes
ein
ereignisreiches Jahr geht zu Ende. Selten haben wir in so spannenden,
schnelllebigen und unbeständigen Zeiten gelebt wie heute. Wir blicken
zurück auf ein weiteres Jahr Corona-Pandemie, auf Wahlkampf,
Koalitionsverhandlungen und Bildung der neuen Ampel-Regierung sowie auf
ein großes Auf-und-Ab an den globalen Märkten und eine beispiellose
Betriebsmittelpreissteigerung. Für viele Bauernfamilien war das Jahr
2021 mehr als herausfordernd, für unsere Schweinehalter katastrophal.
Lassen
Sie uns dennoch positiv nach vorne blicken. Die deutsche Landwirtschaft
steht inmitten eines tiefgreifenden Transformationsprozesses.
Gleichzeitig befinden wir uns in den ersten Zügen einer neuen
Legislaturperiode – mit einer Regierung, die der Landwirtschaft einiges
abverlangen wird. Doch die Zeit lässt sich nicht zurück drehen, der
Veränderungsprozess wird sich nicht verlangsamen – vielmehr wird er an
Geschwindigkeit zunehmen. Und deshalb wollen wir diesen Weg, den wir zum
Teil selbst angestoßen haben, entschlossen weitergehen. Veränderungen
sind immer auch eine Chance, und so möchte ich jede und jeden von Ihnen
ermutigen, sich Veränderungen nicht per se entgegenzustellen. Unser
Anspruch als Bauernverband ist klar: Wir wollen die Zukunft der
Landwirtschaft gestalten, für und vor allem mit der jungen Generation.
Eine
große Herausforderung der kommenden Jahre ist der Umbau der
Tierhaltung. Vorab sei eines betont: Es handelt sich hierbei um eine
gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Verbraucher, Verarbeiter, Handel und
wir Landwirte müssen gemeinsam an einem Strang ziehen. Wichtig ist,
endlich eine Lösung zu finden, wie der Widerspruch zwischen dem
gesellschaftlichen Wunsch nach mehr Tierwohl und der fehlenden
Bereitschaft, diese Leistungen auch entsprechend zu honorieren,
aufgehoben werden kann. Ein Schritt in die richtige Richtung ist die
verbindliche Kennzeichnung von Haltungsform und Herkunft. Dass dies im
Koalitionsvertrag festgehalten wurde, ist ein positives Signal. Nur so –
und mit einem tragfähigen Finanzierungsmodell sowie dem passenden Bau-
und Genehmigungsrecht, wofür konsistente Konzepte noch ausstehen – haben
unsere Tierhalter eine Zukunftsperspektive. Positiv stimmt zudem, dass
Teile des Handels eine Forderung des Deutschen Bauernverbandes
aufgenommen haben und sich zur heimischen Tierhaltung bekennen. Zu
hoffen bleibt, dass sich dies auch in der Preispolitik widerspiegeln
wird.
Beschäftigen wird uns auch der Klimawandel – eine große,
wenn nicht sogar die größte Herausforderung unserer Zeit. Wir haben im
vergangenen Sommer gesehen, welch enorme Zerstörungskraft Wetterextreme
mit sich bringen können. Umso dankbarer bin ich für die gigantische
Solidarität der gesamten Branche, aus der über fünf Millionen Euro für
die Flutopfer gespendet wurden.
Beim Klimaschutz müssen wir
handeln: Sich lediglich zum 1,5-Grad-Ziel zu bekennen reicht nicht aus.
Jetzt heißt es: ambitionierte Klimaschutzmaßnahmen umsetzen. Für die
Landwirtschaft ist aufgrund der klimatischen Herausforderungen, denen
wir gegenüber stehen, auch die Anpassung an den Klimawandel essenziell.
Hier ist insbesondere die Politik gefragt. Sie muss ermöglichen, dass
wir Landwirte zukünftig noch klima-, umwelt- und ressourcenschonender
agieren können. Offenheit gegenüber modernen Züchtungsmethoden wäre ein
wichtiges Signal, um nur ein Beispiel zu nennen. Die Landwirtschaft
selbst ist längst auf dem richtigen Weg und leistet ihren Beitrag. Jetzt
heißt es weiter optimieren.
Wenn wir über Zukunft sprechen, darf
eines nicht fehlen: Unsere junge Generation von Landwirtinnen und
Landwirten. Damit unsere top ausgebildeten und innovativen
Nachfolgerinnen und Nachfolger wirtschaftlich auf soliden Beinen stehen
können und eine Zukunftsperspektive haben, muss die Politik die Weichen
auf Durchfahrt stellen. Sprich: die politischen Rahmenbedingungen müssen
es möglich machen, im internationalen Wettbewerb bestehen zu können.
Ein wichtiger Schritt wäre die ganzheitliche Umsetzung der Empfehlungen
der Zukunftskommission Landwirtschaft. Der Deutsche Bauernverband wird
sich dafür weiter einsetzen.
Auch werden wir als Bauernverband
weiter auf Kooperation setzen. Nicht nur im angewandten Natur- und
Umweltschutz auf unseren Feldern, sondern auch in der Zusammenarbeit mit
Naturschutzverbänden ist beiderseitige Kooperation der Schlüssel.
Konfrontation und anhaltende Grabenkämpfe sind keine Lösung für die
Herausforderungen der Zukunft. Vielmehr sollten wir gemeinsam nach Wegen
suchen, wie wir Landwirtschaft noch ökologischer, aber eben auch
ökonomischer gestalten können. Und auch innerhalb der Agrarbranche
sollten wir vermehrt auf Gemeinsinn setzen. Die aktuelle Zerrissenheit
in der Landwirtschaft stärkt alle, nur nicht die Landwirtinnen und
Landwirte selbst.
Eines sollten wir nicht vergessen – insbesondere
angesichts zunehmenden Hungers auf der Welt. Wenngleich
Supermarktregale hierzulande stets gefüllt sind, so sind es unsere
Bauernfamilien, die dieses Privileg Tag für Tag möglich machen. Für
diesen unermüdlichen Einsatz möchte ich allen von Ihnen danken. Auch
danke ich allen Ehren- und Hauptamtlichen in der Familie des
Bauernverbandes, die sich im vergangenen Jahr für unsere Bauernfamilien
eingesetzt haben.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2022.
Ihr Joachim Rukwied Präsident des Deutschen Bauernverbandes