Antibiotikaabgabe in der Tiermedizin geht merklich zurück
DBV: Erfolge bei Verringerung des Antibiotikaeinsatzes
Die Tierärzte in Deutschland setzen merklich weniger Antibiotika ein. Dies ergibt sich aus den Auswertungen des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). Demnach sind die Abgabemengen an Antibiotika an die Tierärzte 2014 um 15 Prozent (214 Tonnen) gegenüber 2013 verringert worden.
Gegenüber der ersten Erfassung 2011 haben die Tierärzte 27 Prozent weniger Antibiotikamengen bezogen. Damit sind Erfolge bei der Verringerung und Optimierung des Antibiotikaeinsatzes in der Tierhaltung sichtbar, betonte der Deutsche Bauernverband (DBV). Dieser Weg soll fortgesetzt werden.
Dem BVL zufolge lassen sich die gemeldeten Wirkstoffmengen nicht einzelnen Tierarten zuordnen, da die Mehrzahl der Wirkstoffe für die Anwendung bei verschiedenen Tierarten zugelassen ist. Doch ist ein relativ guter Bezug zu den Regionen über die Postleitzahlen herzustellen. Unter den Regionen, in die Abgabemengen am stärksten verringert wurden, sind auch einige mit starker landwirtschaftlicher Tierhaltung. Hierzu gehören die Postleitzahl-Region 49 Osnabrück, Melle, Ibbenbüren, Lingen (Ems), die Postleizahl-Regionen 25 Westküste Elmshorn, Itzehoe, Sylt, 26 Oldenburg, Wilhelmshaven, Emden, Aurich und 48 Münster, Rheine, Nordhorn, Coesfeld, 59 Hamm, Unna, Soest, Arnsberg. Bei der Auswertung der Abgabemengen an die Tierärzte kann nicht unterschieden werden, ob die Antibiotika zur Heilung von Nutz- oder Haustieren verschrieben wurden.
Nach Einschätzung des DBV hat das Antibiotika-Monitoring wesentlich zur Verringerung des Antibiotikaeinsatzes beigetragen. Dieses wird in Deutschland seit 2012 durch eine private Datenbank (QS) und seit 2014 durch eine behördliche Antibiotika-Datenbank praktiziert. Antibiotikaresistenzen sind ein ernstes Problem und müssen auch im Zusammenhang mit der Antibiotikaabgabe in der Tiermedizin erörtert werden, sollten aber in der Tierhaltung wie auch in der Humanmedizin bekämpft werden. Der DBV verweist hier auf den „One-health“-Ansatz, der zuletzt beim G7-Gipfel auf Schloss Elmau bestätigt wurde. Deshalb setzt sich der DBV für einen verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika und insbesondere einen restriktiven Einsatz von den sogenannten Reserveantibiotika ein. Der Einsatz von Reserveantibiotika muss aber weiterhin nach sorgfältiger Abwägung und in Einzelfällen möglich bleiben, bei denen keine andere therapeutische Alternative zur Verfügung steht. Ein pauschales Verbot bestimmter Wirkstoffe ist aus Sicht des DBV auch aus Tierschutzgründen abzulehnen.
Wie das BVL mitteilte sind im Jahr 2014 insgesamt 1.238 Tonnen Antibiotika von pharmazeutischen Unternehmen und Großhändlern an Tierärzte in Deutschland abgegeben worden. Von den von der Weltgesundheitsorganisation und der Weltorganisation für Tiergesundheit als Wirkstoffe mit besonderer Bedeutung für die Therapie beim Menschen eingestuften Antibiotikaklassen wurden im Vergleich zum Vorjahr weiterhin gleichbleibende Mengen abgegeben (rund 12 t Fluorchinolone und rund 4 t Cephalosporine der 3. und 4. Generation). Die so genannten Reserveantibiotika machen damit nur etwa 1 Prozent der abgegebenen Gesamtmenge aus, so der DBV.