Der Wald entwickelt sich prächtig
Expertengespräch sieht jedoch Handlungsbedarf
Dem deutschen Wald geht es eigentlich gut: mehr Holz auf der Fläche, buntere Wälder durch mehr Mischwald, mehr Totholz für Biodiversität, rückläufige Schadstoffbelastungen durch Emissionen. Nach den Ergebnissen der Bundeswaldinventur trägt der deutsche Wald mehr denn je seiner Funktion als Multitalent Rechnung: Er reinigt die Luft, produziert Sauerstoff, sorgt für Trinkwasser und ist Heimat für viele Tier- und Pflanzenarten. Im dicht besiedelten Deutschland bietet er zudem Raum für Erholung und Naturerlebnis. Nicht zuletzt liefert der Wald reichlich Holz, den bedeutendsten nachwachsenden Rohstoff, und leistet damit einen wichtigen Beitrag für Beschäftigung und Wertschöpfung im ländlichen Raum. Das war das Fazit einer Veranstaltung der „Plattform Forst und Holz“, die anlässlich der Internationalen Grünen Woche stattfand. Die Plattform wird getragen von den Spitzenverbänden der deutschen Forst- und Holzwirtschaft und dem Deutschen Bauernverband (DBV).
Die Forstwirtschaft steht trotz des guten Zustandes der Wälder vor großen Herausforderungen, so das Ergebnis der Podiumsdiskussion. Der Nadelbaumanteil, insbesondere der Anteil der Fichte, nimmt seit einigen Jahren aufgrund waldbaulicher und forstpolitischer Zielsetzungen ab, der Laubholzanteil nimmt im Gegenzug deutlich zu. Diese Veränderungen des Baumbestandes stehen im Gegensatz zur Nachfrage nach Holz, die aus Gründen der technischen und wirtschaftlichen Nutzbarkeit nach wie vor in hohem Umfang auf Nadelholz ausgerichtet ist. Aus Sicht der Säge- und Holzindustrie habe Laubholz zwar „Potenzial“, jedoch sei offen, ob und inwieweit Nadelholz durch Laubholz ersetzt werden kann und der Verbraucher es auch zu akzeptablen Preisen nachfragen wird. Die Säge- und Holzindustrie ist sich mit den Waldbesitzern darüber einig, dass die Zukunft des deutschen Waldes zwar in Mischbeständen, nicht jedoch in dem weiteren rigorosen Umbau von Nadel- zu Laubholz liegen kann.
Bei allen gesellschaftlichen Ansprüchen wollen die privaten Waldeigentümer eine Anerkennung für ihre Leistungen in Sachen Nachhaltigkeit erhalten, so ein weiteres Fazit der Veranstaltung. Ein wirksamer Naturschutz ist nicht mit ordnungsrechtlichen Vorgaben, sondern nur mit den Waldbewirtschaftern zu erreichen. Während in der Landwirtschaft Anbauentscheidungen relativ kurzfristig umgesetzt werden können, dauert es in der Forstwirtschaft Jahrzehnte, bis der wirtschaftliche Nutzen der heutigen Anbauentscheidungen sichtbar wird. Ein kurzfristiges Umsteuern ist nicht möglich und nicht nachhaltig. Wie sich der Klimawandel auf die Waldbestände auswirkt, kann deshalb heute noch nicht abschließend beurteilt werden.
Unter dem Strich zeigte die Podiumsdiskussion, dass die Sorgen um die Leistungsfähigkeit des deutschen Waldes mit seinen vielfältigen Funktionen wenig begründet erscheinen. Die Hauptherausforderungen für die Forst- und Holzwirtschaft liegen in der gesellschaftlichen Akzeptanz, in der Bereitstellung des nachwachsenden Rohstoffes Holz und in Gestalt möglicher Auswirkungen des Klimawandels und anderer Umwelteinflüsse.
Live-Mitschnitt der Podiumsdiskussion auf der Grünen Woche 2015: