„Familienbetriebe müssen Entwicklungsperspektiven haben“
Rukwied und Sonnleitner beim BMEL-Symposium
„Die bäuerlichen Unternehmerfamilien sind eine der tragenden Säulen für die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung des ländlichen Raumes“, stellte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, auf dem Symposium des Bundeslandwirtschaftsministeriums zu Perspektiven für bäuerliche Familienbetriebe fest. „Bäuerliche Familienunternehmen als Rückgrat der deutschen Landwirtschaft haben erfolgreich unter Beweis gestellt, dass die an sie gestellten Anforderungen erfüllt werden können, wenn Politik und Gesellschaft ihnen den nötigen Freiraum für eigenverantwortliches unternehmerisches Handeln zugestehen.“
Ein- und Mehrfamilienbetriebe wirtschafteten in generationenübergreifender Verantwortung für ihre Unternehmen, ihre Höfe, ihre Familien und für ihr Umfeld im ländlichen Raum. Sichtbares Zeichen dieses Selbstverständnisses seien die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Betriebe, ihre Erfolge auf den deutschen und europäischen Märkten, die kontinuierlichen Verbesserungen in der Ressourceneffizienz und nicht zuletzt die Bewältigung des Strukturwandels, stellte Rukwied fest. Die Betriebe hätten andererseits eine Reihe unternehmerischer Herausforderungen zu bewältigen. Dazu gehörten die wechselhaften und international geprägten Märkte, der scharfe Wettbewerb in der Nahrungsmittelkette, die Konzentration im Lebensmittelhandel, aber auch in den vor- und nachgelagerten Wirtschaftsbereichen, sowie die kontinuierlich verschärften Auflagen in der Produktion mit den Folgen eines höheren Kostendrucks. „Diese höheren Standards wollen wir nicht pauschal in Frage stellen, aber wir müssen die Feststellung treffen, dass Produzenten aus Regionen, die mit uns im Wettbewerb stehen, vielen dieser Auflagen nicht unterliegen“, stellte der Bauernpräsident fest.
Auf der anderen Seite gebe es immer mehr Vorbehalte gegen eine moderne, effiziente und unternehmerische Landwirtschaft. Damit entwickelten sich die politischen und gesellschaftlichen Forderungen sowie die Erwartungen häufig in eine andere Richtung als die wirtschaftlichen Notwendigkeiten. Die Folge seien Zielkonflikte, die am Ende zu Lasten der Landwirte gingen. „Das erste Anliegen der Landwirte lautet deshalb: Die Betriebe müssen sich weiterentwickeln können, um den steigenden Anforderungen gerecht werden zu können. Unternehmertum muss gefördert und darf nicht behindert werden“, erklärte Rukwied. Politik, Medien und Gesellschaft müssten ehrlich und sachgerecht mit Zielkonflikten umgehen. Wichtigste Herausforderungen seien Nachwuchsförderung, gute Ausbildung und Hofnachfolge, ohne die familienbetriebene Landwirtschaft in bäuerlicher Eigentumsverfassung nicht denkbar sei. Rukwied kündigte an, dass der DBV internationale Kooperationen verstärken will und seine Unterstützung zur politischen und wirtschaftlichen Organisation von Bauernfamilien ausweiten wird.
„Der bäuerliche Familienbetrieb ist weltweit allen anderen Betriebsformen überlegen.“ Dies stellte der UN-Sonderbotschafter und Ehrenpräsident des DBV, Gerd Sonnleitner, auf dem Symposium fest. Sonnleitner zeigte sich erfreut darüber, dass zum Internationalen Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe bäuerliche Organisationen wie auch die FAO auf allen Kontinenten politisch viel beachtete Regionalveranstaltungen durchführen würden. Dabei zeige sich, dass Bauern weltweit viel von einander lernen könnten, um eine autonome und nachhaltig effiziente Landwirtschaft in ihren jeweiligen Ländern zu entwickeln. Selbst wenn die Bedingungen, unter denen die Bauern produzieren würden, sehr unterschiedlich seien, wären die Strukturen in den Entscheidungsprozessen der Bauernfamilien überall gleich.
Dies zeigten auch die internationalen Kooperationsprojekte zwischen den bäuerlichen Organisationen, die vom Bundeslandwirtschaftsministerium unterstützt werden. In diesem Zusammenhang hob Sonnleitner die bäuerlichen Selbsthilfeorganisationen in Form von Bauernverbänden, Erzeugergemeinschaften, Genossenschaften und Maschinenringen hervor. Sie seien Stabilitätsanker für die bäuerlichen Familienbetriebe und würden wichtige Hilfestellung bei der Formulierung und Durchsetzung von verlässlichen politischen Rahmenbedingungen geben. Zudem würden sie beim Zugang und der Erschließung der Märkte helfen und eine gemeinsame Nutzung von moderner Technik erschwinglich machen. „Die Förderung von politisch wie wirtschaftlich unabhängigen bäuerlichen Selbsthilfeorganisationen ist ein zentraler Baustein und Kristallisationspunkt für eine vielfältige und nachhaltig effiziente Landwirtschaft“, betonte Sonnleitner. Erst jüngst stellte die FAO fest, dass in den Ländern und Regionen, wo Bäuerinnen und Bauern gut organisiert seien, die Ernährungssituation der Bevölkerung besser sei. Dieser Gedanke sei auch der Kern der internationalen Kooperationsprojekte.