„Haben Glyphosat immer für ein schonendes Mittel gehalten“
Stellvertretender Generalsekretär des DBV Hemmerling im Interview mit MDR INFO
„Glyphosat unterbricht die Photosynthese, also das Pflanzenwachstum. Es wirkt also nicht als Gift. Deshalb sind wir als Landwirte auch immer davon ausgegangen, dass das ein besonders schonendes Pflanzenschutzmittel ist“, so Udo Hemmerling, stellvertretender Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV) im Interview gegenüber dem Radiosender MDR INFO zu der aktuellen Kritik der Partei Bündnis 90/Grüne an dem Wirkstoff.
„Einige Untersuchungen im Auftrag der Grünen-Partei reichen nicht aus. Notwendig sind amtliche Untersuchungen“, forderte Hemmerling. Und allein die Tatsache von Rückstandsfunden belege noch keine Risiken: „Die moderne Untersuchungstechnik ist in den letzten 20 bis 30 Jahren so sensibel geworden, dass kleinste Stoffgehalte praktisch überall nachgewiesen werden können.“ Ob Glyphosat krebserregend sei, wie die Weltgesundheitsorganisation WHO vermute, sei unklar: „Auf der gleichen Liste der WHO finden sich auch die unregelmäßige Schichtarbeit und Mate-Tee.“ Daher müsse nun die erneute fachliche Risikobewertung des zuständigen Bundesinstitutes BfR abgewartet werden. Der DBV verwies auch darauf, dass die Anwendungsvorschriften für Glyphosat in der Landwirtschaft erst im letzten Jahr enger gefasst wurden. „Die Landwirtschaft hat auch ein Eigeninteresse am dosierten Einsatz von Glyphosat, um Resistenzen bei Unkräutern auf dem Acker zu vermeiden“, so Hemmerling.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat die Vorwürfe der Grünen-Politikerin Bärbel Höhn einer „Verharmlosung von Glyphosat“ inzwischen zurückgewiesen. „Ich kann den Vorwurf nicht nachvollziehen, die Gefahr von Glyphosat zu verharmlosen. Wir haben alle Ergebnisse, die uns vorliegen, offengelegt. Wir haben alle Ergebnisse einer öffentlichen Konsultation zugeführt“, sagte Dr. Roland Solecki vom BfR ebenfalls im Interview gegenüber MDR INFO.