Landwirte erwarten Konjunktureinbruch
DBV-Konjunkturbarometer zeigt schlechtere Einschätzung der wirtschaftlichen Lage
Nach den Ergebnissen des Konjunkturbarometer Agrar für den Monat September bewertet die deutsche Landwirtschaft ihre aktuelle wirtschaftliche Lage deutlich schlechter als in den Vormonaten. Auch die Einschätzungen zur künftigen wirtschaftlichen Entwicklung haben sich drastisch verschlechtert, teilt der Deutsche Bauernverband (DBV) mit. Hauptursache für diesen Stimmungseinbruch sind gravierende Erzeugerpreisrückgänge bei Schlachtschweinen, Getreide, Milch, Rindern und weiteren wichtigen Agrarerzeugnissen. Aber auch die europäische und nationale Agrarpolitik trägt zur pessimistischen Stimmungslage bei. Aktuell ist der Konjunkturindex gegenüber der vorangegangenen Erhebung im Juni 2014 von 30,7 auf 19,2 Punkte stark eingebrochen. Der Indexwert fasst die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung und die Erwartungen an die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung zusammen.
Sowohl die aktuelle wirtschaftliche Lage als auch die künftige wirtschaftliche Entwicklung wird von den Landwirten im September 2014 erheblich schlechter eingeschätzt. Im Durchschnitt der Befragten wird bei der aktuellen Lage ein Wert von 2,76 auf einer Notenskala von 1 bis 5 erzielt. Ähnlich niedrig war der Wert zuletzt im September 2011. Mit einem Wert von 3,29 wird die zukünftige wirtschaftliche Lage noch negativer beurteilt. Zuletzt wurde ein solcher Abschwung in der Zeit der internationalen Wirtschafts- und Finanzkrise im Jahre 2008 registriert. Damals kam es zu einem drastischen Einbruch der globalen Agrarpreise.
Die pessimistische Einschätzung betrifft alle Betriebsformen in ähnlicher Weise. Bei Ackerbaubetrieben ist die Negativentwicklung am stärksten ausgeprägt. Auch bei der künftigen wirtschaftlichen Entwicklung zeigt die Erwartungskurve in allen Betriebsformen deutlich nach unten, am stärksten bei den Futterbaubetrieben. Nahezu die Hälfte der Futterbaubetriebe erwartet eine Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Lage.
Auch wenn der Preisrückgang bei vielen wichtigen Agrarerzeugnissen der Treiber für die eingetrübte wirtschaftliche Lage und die Zukunftsaussuchten ist, so trägt die nationale Umsetzung der aktuellen Agrarreform zusätzlich zur Verunsicherung der Landwirte bei. Zuletzt wurden die nationale und die EU-Agrarpolitik in den Krisenjahren 2008 und 2009 so negativ beurteilt wie heute. Positiv auf die wirtschaftliche Stimmungslage der Landwirte wirken sich dagegen die Entwicklungen auf den Futtermittel- und Energiemärkten aus. Den mit Abstand größten negativen Einfluss auf die Stimmung der Landwirte haben unverändert die Pachtpreise, besonders im Norden Deutschlands. Die Wettbewerbsverhältnisse innerhalb der EU werden auch in der aktuellen September-Erhebung weiter kritisch gesehen. Die verschlechterte Stimmungslage drückt auf die Investitionsbereitschaft der Landwirte. Der Anteil investierender Landwirte ist nach den Ergebnissen des September-Konjunkturbarometers deutlich zurückgegangen. Nur noch 34 Prozent der Landwirte wollen im nächsten halben Jahr investieren; vor einen Jahr waren es noch 39 Prozent. Das geplante Investitionsvolumen fällt von 5,9 auf 5,5 Milliarden Euro. Dominierend sind vor allem Investitionen in Ställe und Stalltechnik mit geplanten 3,5 Milliarden Euro (gegenüber Vorjahr minus 0,4 Milliarden Euro). Mit 1,0 Milliarden Euro sind ferner die Maschineninvestitionen rückläufig (minus 0,2 Milliarden Euro). Auch die Investitionen in erneuerbare Energien Biogas, Fotovoltaik, Windkraft fallen mit 0,7 Milliarden Euro deutlich unter den Vorjahresstand (minus 0,2 Milliarden Euro), während sich die außerlandwirtschaftlichen Investitionen mit 0,4 Milliarden Euro im Jahresvergleich verdoppeln.
Das Konjunktur- und Investitionsbarometer Agrar wird vierteljährlich im Auftrag des DBV, des VDMA Fachverbandes Landtechnik und der Landwirtschaftlichen Rentenbank in einer repräsentativen Umfrage ermittelt. Zur aktuellen Runde im September 2014 befragte dazu das Marktforschungsinstitut Produkt + Markt rund 1.000 Landwirte und Lohnunternehmer in ganz Deutschland.