„Landwirtschaft im Spiegel von Verbrauchern und Gesellschaft“
Edmund Rehwinkel-Stiftung präsentiert Forschungsergebnisse
„Auch in diesem Jahr hat die Rehwinkel-Stiftung mit der Themenauswahl den Finger am Puls der Zeit“, eröffnete Horst Reinhardt, Vorstandssprecher der Rentenbank und Vorstandsvorsitzender der Edmund Rehwinkel-Stiftung, das diesjährige Symposium über fünf geförderte wissenschaftliche Studien. „Die Landwirtschaft in Deutschland ist auch eine Branche, die von Teilen der Gesellschaft zunehmend kritisch gesehen wird. Landwirtschaftliche Themen haben gesellschaftliche und politische Relevanz“, betonte Reinhardt. Veränderte Einstellungen der Verbraucher und Änderungen von Konsum- und Essgewohnheiten seien Herausforderungen, die nicht nur das Image der Landwirte veränderten, sondern auch sehr praktische und folgenreiche Konsequenzen für ihre Arbeit haben könnten. „Unser Ziel war es, die oft sehr emotional geführten Debatten mit wissenschaftlichem Sachverstand auf eine lösungsorientierte Ebene zu heben“, erklärte Reinhardt. Der wissenschaftlich unterstützte Blick in den „gesellschaftlichen Spiegel“ könne dabei helfen, die Diskussion zu versachlichen und die Entwicklung von praktischen Lösungsansätzen für die verschiedenen Problemkreise zu ermöglichen.
So zeigte Privatdozentin Silke Thiele von der Universität Kiel auf, dass 26 Prozent der Haushalte überdurchschnittlich Lebensmittel unter ethischen Kriterien nachfragen. „Diese Verbraucher wünschen besonders Naturbelassenheit und Regionalität.“ Professor Achim Spiller von der Universität Göttingen untersuchte die Wahrnehmung und Akzeptanz von Bildern bei Landwirten und Verbrauchern. So gebe es deutliche Unterschiede in der Interpretation desselben Bildmotivs zwischen Verbrauchern und Landwirten. Unter Nutzung moderner Techniken stellte Spiller fest, dass „innerhalb der ersten 2 Sekunden hauptsächlich Körper und Gesichter von Tieren betrachtet werden“. Diese Zeitspanne entspricht der typisch flüchtigen Betrachtungszeit für Fotos und Zeitungen. Deshalb sollten Bilder neugierig machen und müssten Unbekanntes, Überraschendes enthalten. Dies sei für bildliche Darstellungen auf Plakaten, im Internet oder bei Webcams im Stall zu beachten. Professor Rainer Langosch und Professor Michael Harth von der Hochschule Neubrandenburg untersuchten mit ihrem Team und Studenten in vier Projektphasen, wie der „pfiffige Landwirt im Netz“ die sozialen Medien als Chance für die Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit versteht, aber auch die Risiken im Auge behalten kann. In 9 Thesen wurden Empfehlungen und Folgerungen entwickelt. In dem Projekt von Professor Ulrich Hamm von der Universität Kassel wurde der Einfluss des Images der Landwirtschaft auf die steigende Zahl an Veganern untersucht. Im eigenen Interesse sollten Landwirte „daran mitwirken, tierquälerische Haltungsformen in ihrer Branche zu eliminieren und Artgerechtigkeit zu stärken“. So lange Medien Negativbeispiele in der Öffentlichkeit thematisieren könnten, würde vermutlich eine steigende Zahl von Verbrauchern auf tierische Produkte in der Ernährung verzichten. Der Wirtschaftspsychologe Carl Vierboom aus Hennef empfahl aufgrund seiner Untersuchungen den Bauernfamilien, ihre Positionen gegenüber Politik und Gesellschaft mit „fröhlicher Aggressivität“ entschlossen zu vertreten, um mehr Souveränität und Akzeptanz zu gewinnen. In Reaktionen und Bewertungen von Kritik sollte die Branche aus der „Tretmühle der Meinungsbildung“ heraustreten und ihre Kommunikation bzw. Argumente neu erfinden. Auf ein „abgenutztes Indoktrinationsmuster“ sei zu verzichten.
Die Broschüre des Symposiums ist als Band 31 der „Schriftenreihe der Rentenbank“ erschienen und unter www.rentenbank.de zu erhalten.