Lebensmittelhandel und Vermarkter müssen ihrer Verantwortung für die Milcherzeugung gerecht werden
Beispiele in Europa zeigen: Umsteuern ist möglich!
Europas Milcherzeuger und Landwirte erwarten von den Agrarministern, dass der Sondergipfel des Agrarministerrates am kommenden Montag in Brüssel konkrete Beschlüsse zur wirksamen Unterstützung in der aktuellen Preismisere fasst. Das betont der Deutsche Bauernverband (DBV) im Vorfeld des Agrarrates.
Der DBV sieht jedoch nicht nur die Agrarpolitik, sondern auch die Vermarkter und insbesondere den Lebensmitteleinzelhandel in der Verantwortung für die heimische Milcherzeugung. Der Preiskampf im Lebensmittelhandel darf nicht auf dem Rücken der Landwirte ausgetragen werden. Den verbalen Bekundungen für eine nachhaltige und qualitativ hochwertige Lebensmittelerzeugung müssen auch Taten folgen. Der von einzelnen Unternehmen angekündigte Verzicht auf weitere Preissenkungen im Einkauf sei ein richtiges Signal, aber nur ein erster Schritt, so der DBV. Eine einfache überschlägige Rechnung zeige, dass eine beim Erzeugerpreis spürbare Entlastung, beispielsweise bei Trinkmilch, deutliche Anpassungen um einen zweistelligen Cent-Betrag erfordert. Auch bei anderen Milchprodukten sind entsprechende Preissteigerungen notwendig.
Dass dies bei ernsthaftem Willen der Beteiligten möglich ist, zeigen wirtschaftliche Vereinbarungen, die in anderen europäischen Ländern zwischen Landwirten, Verarbeitern und Einzelhändlern geschlossen werden. So gibt es eine Vereinbarung in Belgien, die den Erzeugerpreis um fast 3 Cent pro Kilogramm nach oben bringt. Aber auch in Frankreich und Großbritannien gibt es vergleichbare Beispiele, die zeigen, dass es grundsätzlich möglich ist, Verbrauchern höhere Verkaufspreise im Sinne der Landwirte zu vermitteln. Das Verramschen von hochwertigen Lebensmitteln wird in den genannten Ländern auch von deutschen Einzelhandelsunternehmen als nicht nachhaltig angesehen. Nun gilt es, diese Erkenntnis auch auf dem heimischen Markt umzusetzen.