„Milchbauern, Molkereien und Politik sind gefordert“
DBV und Molkereiverbände erörtern schwierige Marktsituation
Die Lage auf dem Milchmarkt ist nach wie vor äußerst angespannt, die Erzeugerpreise für die Milchbauern existenzgefährdend. Deshalb haben der Deutsche Bauernverband (DBV) und die Verbände der Molkereiwirtschaft im Vorfeld der Internationalen Grünen Woche in Berlin die Auswirkungen der derzeitigen Preiskrise diskutiert und suchten gemeinsam Ansatzpunkte, um die Wertschöpfung in der Milcherzeugung zu verbessern.
Der anhaltend niedrige Milchpreis und die schwächelnde Nachfrage in wichtigen Absatzmärkten verlangten ein Bündel an Maßnahmen. DBV-Präsident Rukwied sagte dazu: „Ungenutzte Potentiale auf den regionalen und weltweiten Märkten können von der deutschen Milchwirtschaft konsequenter genutzt werden. Dabei sind auch die Strukturen in der Vermarktung zu überdenken.“ Aktuell gehe es außerdem darum, die Liquidität auf den Milchviehbetrieben zu sichern. Mittel- und langfristig muss die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Milchwirtschaft gesichert werden.
Die Verbandsspitzen waren sich einig, dass Bundesregierung und EU gefordert sind, eine Exportoffensive zu unterstützen, um gemeinsam mit der heimischen Milchwirtschaft den Zugang zu Drittstaaten zu erleichtern. Beispielsweise durch den Abbau veterinärer Handelshemmnisse, politischer Initiativen zur Beendigung des russischen Importembargos sowie einen beschleunigten Abschluss bilateraler Handelsabkommen. „Die Molkereien müssen ihrerseits eine wertschöpfungsorientierte Vermarktung forcieren“, forderte Rukwied weiter. Auch wenn die weltweite Nachfrage derzeit stockt, gebe es weiterhin große Potentiale auf den internationalen Märkten. Das verdeutliche insbesondere der Vergleich mit Wettbewerbern aus den europäischen Nachbarstaaten.
Die Spitzenvertreter der Milchbranche diskutierten intensiv Konzepte der Zusammenarbeit zwischen den Marktpartnern. „Diskussionen über staatliche Mengenregulierungen sind umfassend geführt, entsprechende Analysen ausgewertet worden. Dieser Weg der Planwirtschaft hat sich als wenig wirksam erwiesen. Vielmehr empfehlen sich wirtschaftseigene und zeitgemäße Gestaltungen der Lieferbeziehungen zwischen Milcherzeugern und Molkereien. Dieses Thema müssen wir jetzt angehen“, erklärte Rukwied.
Problematisch für die Branche wirkt sich nach wie vor die zunehmende Marktkonzentration im Lebensmitteleinzelhandel aus. An die Politik gerichtet, forderten die Verbände daher einstimmig, dass kartellrechtliche Instrumente zur Vermeidung von Niedrigpreisstrategien sowie Missbrauch von Marktmacht strikt angewendet werden müssten. Die von den Abnehmern geforderten hohen Produktions- und Qualitätsstandards müssen sich außerdem in den Verbraucherpreisen widerspiegeln. „Die Landwirte sind bereit, Weiterentwicklungen beim Tierwohl und in der Nachhaltigkeit umzusetzen. Daran arbeiten wir gemeinsam bei der stetigen Weiterentwicklung des Qualitätsmanagements Milch. Für diese Anstrengungen, verbunden mit entsprechend hohen Investitionen in den Milchviehbetrieben, brauchen wir auch bessere Erzeugerpreise“, so Rukwied abschließend.