Der Deutsche Bauernverband (DBV) als Interessenverband von über 90 %
der Landwirte in Deutschland engagiert sich mit dem Verbundprojekt
„Lebendige Agrarlandschaften – Landwirte gestalten Vielfalt!“ für den
Erhalt und die Förderung der Artenvielfalt in intensiven
Agrarlandschaften. Dafür werden in kooperativer Zusammenarbeit zwischen
Landwirtschaft und Naturschutz Lösungen erarbeitet, die in die
Produktionsabläufe heutiger Landwirtschaftsbetriebe integriert werden
können.
Im DBV-Dachprojekt „Naturschutzmanagement – Von Bauern für Bauern“
werden modellhaft berufsständisch getragene, regionale Plattformen
initiiert, um sie mit bestehenden Beratungsstrukturen zu verzahnen, sie
sinnvoll zu ergänzen und die Akzeptanz von Naturschutzmaßnahmen zu
verbessern. Landwirte und Winzer wirken innerhalb dieser Plattform als
Türöffner für ihre Kollegen, überwinden Vorbehalte und Vorurteile
gegenüber Naturschutzmaßnahmen und intensivieren den Dialog zwischen
Landwirtschaft und Naturschutz. Ergebnisse aus Wissenschaft und
Forschung und nicht zuletzt aus der Praxis zeigen, dass Empfehlungen und
Hinweise innerhalb des Berufsstandes entscheidend für die eigene
Betriebsführung sind. Dieses Vertrauen hilft, den Erhalt und die
Förderung der Artenvielfalt stärker ins Bewusstsein zu rücken, Maßnahmen
umzusetzen und sich an Naturschutzprogrammen zu beteiligen.
Durch die enge Kommunikation mit dem DBV wird die bundesweite
Übertragung, Ausweitung und Vernetzung regionaler Plattformen
vorangetrieben.
Mit der „Plattform Landwirtschaft
& Naturschutz für Biodiversität“ werden der Dialog und die
Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Naturschutz nachhaltig
verbessert.
Landwirtschaft und Naturschutz arbeiten Hand in Hand am Erhalt und der
Förderung der biologischen Vielfalt und sichern damit die
Grundvoraussetzungen für wichtige Ökosystemleistungen. Dabei übernehmen
Landwirte und Winzer, die bereits Erfahrungen mit Naturschutzmaßnahmen
haben, die aktive Rolle als „Botschafter für den Naturschutz“. Sie
werben bei Berufskollegen für die Integration von Naturschutzmaßnahmen
in betriebliche Abläufe und sind Teil der Plattform zur Information über
und zum Management von Naturschutzmaßnahmen, die bestehende
Beratungsstrukturen unterstützt.
Landwirte und Winzer geben persönliche Erfahrungen weiter und fungieren
als niedrigschwellige, erste Anlaufstelle für Fragen zum
produktionsintegrierten Naturschutz. Als Türöffner bauen sie Brücken zu
spezialisierten Naturschutzberatern vor Ort. Diese innovative
Botschafterfunktion der Landwirte und Winzer, unterstützt durch ein
Experten-Netzwerk für die Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen, lässt eine
größere Bereitschaft im Berufsstand zur Teilnahme an entsprechenden
Aktivitäten erkennen. Ziel ist, mehr Berufskollegen für die aktive
Teilnahme an Naturschutzprojekten und -programmen zu mobilisieren.
Die Plattformen bringen Akteure einer Region aus Landwirtschaft und
Naturschutz zusammen und geben Vertretern aus Verbänden, Stiftungen,
Landwirtschaftskammern, Ministerien, Kommunen, Beratung, Verwaltung und
Unternehmen Möglichkeiten zum Austausch und zur Kooperation. Die
Verbesserung der biologischen Vielfalt ist das gemeinsame Ziel von
Landnutzern und Naturschützern, welches nur in enger Zusammenarbeit
aller Beteiligten erreicht werden kann.
Das Projekt ist Teil des vom DBV koordinierten Verbundprojekts
„Lebendige Agrarlandschaften – Landwirte gestalten Vielfalt!“, das im
Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für
Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz
und nukleare Sicherheit sowie durch die Landwirtschaftliche Rentenbank
gefördert wird.
In die Konzeptionierung flossen Ergebnisse mehrerer Veranstaltungen mit
Landwirten und Winzern ein, die die Anforderungen an eine
Naturschutzberatung und Hemmnisse für die breite Akzeptanz von
Naturschutzmaßnahmen auf landwirtschaftlichen Flächen thematisierten und
entsprechende Lösungsmöglichkeiten erarbeiteten. So wurden die
Eigeninitiative und gegenseitige Hilfe innerhalb des Berufsstandes als
sehr effektiv hinsichtlich der Steigerung der Umsetzung von
Naturschutzmaßnahmen hervorgehoben. Im direkten Austausch mit Landwirten
und Winzern wurden Netzwerke mit Fachleuten für Naturschutzmaßnahmen,
der Austausch mit Berufskollegen und Konzepte für die Verstetigung
erfolgreicher Projekte nach deren Förderperiode gefordert.
Die Schaffung einer Anlaufstelle zur Koordination und Organisation der
Plattform bedingt eine enge regionale Zusammenarbeit mit verschiedenen
Akteuren wie Berufsverbänden, Offizialberatung,
Kulturlandschaftsstiftungen, Ministerien, Naturschutz,
Industrieverbänden und Interessensverbänden (z. B. Imker, Jäger). Zwei
regionale Plattformen wurden in Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt
initiiert. Der Berufsstand in Rheinland-Pfalz ist von zwei
Bauernverbänden geprägt, die bereits mit Naturschutz-Projekten in
intensiv bewirtschafteten Agrarlandschaften aktiv sind. Darüber hinaus
agieren sowohl die Stiftung Kulturlandschaft Rheinland-Pfalz als auch
die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz mit besonderer Kompetenz im
Bereich des Biotop- und Artenschutzes in Kooperation mit Landwirten. Der
DBV begleitet und unterstützt die Etablierung der Plattformen sowohl
fachlich als auch strukturell. Aufgrund der bestehenden Kontakte zu den
Landwirten und Winzern, die an „Lebendige Agrarlandschaften“ teilnehmen,
ist die Ansprache potentieller „Botschafter für den Naturschutz“ in
ganz Rheinland-Pfalz sehr vielversprechend. Auch die Stiftung
Kulturlandschaft Sachsen-Anhalt führt gemeinsam mit Landwirten, die
bspw. im Zuge der Maßnahmenübertragung oder durch andere Projekte mit
Naturschutzmaßnahmen vertraut sind, öffentlichkeitswirksame Aktivitäten
durch (u.a. Info-Schilder, Arbeitsblätter) und organisiert Fachbeiträge
bei Veranstaltungen auf Betrieben (u.a. Feldtag, Hoffest).
Die jeweilige Plattform-Koordination übernimmt die Organisation von
Veranstaltungen zur Information von Landwirten und Winzern bzw.
unterstützt äquivalente lokale Aktionen. Sie bündelt Informationen über
regionale Naturschutz-Projekte in der Landwirtschaft und koordiniert den
Austausch innerhalb des Netzwerkes. Landwirte und Winzer, die als
Botschafter aktiv werden möchten, werden fachlich auf die Aufgabe
vorbereitet und in der Organisation unterstützt. Ideen für gemeinsame
regionale Initiativen können gesammelt, Lösungsansätze für bekannte
Schwierigkeiten und Hemmnisse erarbeitet, erprobt und verbreitet werden.
Bezug zur biologischen Vielfalt:
Landwirte und Winzer, die aktiv Naturschutzmaßnahmen auf ihren landwirtschaftlichen Flächen umsetzen und damit zum Erhalt und zur Förderung der biologischen Vielfalt in der Agrarlandschaft beitragen, übernehmen Verantwortung und tragen die Idee und das Engagement für den produktionsintegrierten Naturschutz in den Berufsstand. Als „Botschafter für den Naturschutz“ informieren sie ihre Kollegen auf Fachveranstaltungen und helfen dabei, bestehende Hemmnisse und Vorbehalte zwischen Landwirtschaft und Naturschutz zu überwinden. Der Dialog und die Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Naturschutz werden verbessert, so dass sie Hand in Hand am Erhalt und der Förderung der Biodiversität arbeiten und für die Landwirtschaft praktikable und gleichermaßen ökologisch wertvolle Naturschutzmaßnahmen, die in unterschiedlichen Programmen und Projekten entwickelt und erprobt wurden, auf noch mehr landwirtschaftlichen Betrieben etabliert werden können.
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