Pressemeldung DBV, 23.03.16
Aktionstag wirbt für Allianz zwischen Landwirten und Verbrauchern
„Mit dem heutigen bundesweiten Aktionstag fordern die deutschen Bauernfamilien eine höhere Wertschätzung für Lebensmittel und setzen ein klares Zeichen gegen die anhaltend niedrigen Erzeugerpreise von landwirtschaftlichen Erzeugnissen“.
Dies erklärte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, gegenüber Journalisten in Berlin. „Die Landwirte wollen dem Verfall der Wertschöpfung nicht mehr tatenlos zusehen. Sie fordern Vermarkter, Verarbeiter und Lebensmitteleinzelhandel auf, ihre Verantwortung für bessere Erzeugerpreise wahrzunehmen. Denn derzeit kommt beim Bauern immer weniger an, so dass zahlreiche Betriebe um ihre Existenz bangen müssen.“
In über 100 Aktionen im gesamten Bundesgebiet suchen Bäuerinnen und Bauern unter dem Motto “Wir machen Dein Frühstück. Aber Dein Geld kommt nicht bei uns an“ in Innenstädten, vor Lebensmittelgeschäften und auf Marktplätzen das Gespräch mit den Verbrauchern. Mit Frühstückstischen, Informationsangeboten oder Grillaktionen wird der Bevölkerung aufgezeigt, welcher Anteil des Lebensmittelpreises die Landwirtschaft erhält. In Berlin ist vor dem Brandenburger Tor ein Osterfrühstückstisch aufgebaut. „Weniger als ein Viertel des Lebensmittelpreises kommt heute beim Landwirt an. Ein höherer Anteil am Verbraucherpreis der Lebensmittel ist notwendig, um weiterhin flächendeckend eine vielfältige unternehmerische, nachhaltige Landwirtschaft mit bäuerlichen Familienunternehmen in Deutschland betreiben zu können. Wertschätzung braucht Wertschöpfung“, betonte der Bauernpräsident. Die Bauernfamilien sehen sich in einer Allianz mit den Verbrauchern. Denn Umfragen der Meinungsforschungsinstitute zeigten übereinstimmend, dass Verbraucher eine hohe Zustimmung zur heimischen Landwirtschaft und zu regionalen Lebensmitteln haben.
Die deutsche Landwirtschaft erlebe derzeit eine tiefgehende und anhaltende Preiskrise in vielen Agrarmärkten, die gravierender ist als die Wirtschafts- und Finanzkrise der Jahre 2008/09. Die Erzeugerpreise bei Schweinefleisch, Milch oder Getreide seien seit Ende 2013 stetig gesunken und haben mittlerweile ein Niveau erreicht, das keine wirtschaftliche Perspektive mehr zulässt. Gerade auch Zukunftsbetriebe, vor allem mit Milchvieh- und Schweinehaltung, seien in existenzgefährdender Lage, besonders wenn Zukunftsinvestitionen getätigt worden seien. „In den letzten Jahren haben sich die Margen zwischen Erzeugerpreis und Verkaufspreis vergrößert. Schleuderpreise zerstören die Strukturen unserer mittelständischen heimischen Landwirtschaft und konterkarieren alle Anstrengungen, Qualität und Transparenz in der Lebensmittelerzeugung zu verbessern oder mehr Tierwohl zu erreichen. Auch die Leistungen der Landwirtschaft im Umweltschutz werden in Frage gestellt“, erklärte Rukwied. Die deutschen Bauern würden hochwertige, nachhaltig erzeugte Produkte vermarkten, sie veränderten und verbesserten Produktionsprozesse und Produktqualität, die bisher nicht in Erzeugerpreis eingeflossen wären. Deshalb seien auch Vermarkter, Schlachtunternehmen, Molkereien und Verarbeiter, die ihrerseits mit dem Lebensmitteleinzelhandel verhandeln, in der Verantwortung.
„Um die Situation zu ändern, sind wettbewerbs- und kartellrechtliche Instrumente zur Sicherung fairer Wettbewerbsbedingungen in der Lebensmittelkette nachzuschärfen. Notwendig sind zudem Strukturveränderungen bei Vermarktern, um Preisverhandlungen mit dem Lebensmitteleinzelhandel auf Augenhöhe führen zu können“, betonte der DBV-Präsident.