Die an der Elbe liegenden Kreisbauernverbände aus Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hamburg treffen sich regelmäßig zu einem gemeinsamen Informations- und Gedankenaustausch. In diesem Jahr hat der Bauernverband Hamburg eingeladen. Das Treffen fand am 20.09.16 auf dem Hof von Hennig Cordes in Wilhelmsburg statt. Vom Landvolk Stade reiste Jan Hauschildt an, der Kreisverband Pinneberg war durch den Vorsitzenden Georg Kleinwort und Geschäftsführer Peer Jensen-Nissen vertreten und vom Kreisverband Steinburg kam Vorsitzender Peter Lüschow dazu. Vom Bauernverband Hamburg nahmen Präsident Martin Lüdeke, Heinz Behrmann sowie Dr. Carsten Bargmann an der Runde teil.
Auf Vorschlag von Heinz Behrmann wurde der Standort Wilhelmsburg ganz bewusst deshalb ausgewählt, weil hier die Folgen einer Politik, die vor allem auf Naherholung und Naturschutz setzt, für die heimische Agrarwirtschaft drastisch zu sehen sind. Als Auftakt der Veranstaltung wurde die durch die Stadt Hamburg geförderte Vorlandgewinnung der Stiftung Lebensraum Elbe vor Ort besichtigt. Die Gewinnung von 17 ha Vorland kostet viele Millionen Euro, die in keinem Verhältnis zum Nutzen stehen. Die für Wilhelmsburg einmal charakteristische Landwirtschaft ist hier, bis auf einige Gemüsebaubetriebe sowie extensive Grünlandbewirtschaftung, kaum noch anzutreffen. Hennig Cordes selbst ist nach Mecklenburg-Vorpommern (Rügen) ausgewichen, da eine lukrative Landwirtschaft auf seinen verbliebenen Hamburger Flächen nicht mehr möglich war. Von ähnlichen Erfahrungen können auch die Teilnehmer aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein sprechen. Beispielhaft seien hier nur die Planungen für den Deichrückbau in Steinburg, Pinneberg sowie dem Kehdinger Land erwähnt.
Sowohl aus Stade als auch aus Pinneberg und Steinburg wurde über die zunehmenden Probleme durch die extensive Grünlandbewirtschaftung berichtet. Exemplarisch seien hier nur die massive Ausbreitung des Jakobskreuzkrautes aber auch von Ackerschachtelhalm und anderen Beikräutern erwähnt. In Niedersachsen ist infolge der Ausbreitung des Ackerschachtelhalms die Anzahl der Brutvögel stark rückläufig. Ein Grund hierfür ist auch, dass die Umweltstiftung immer mehr Land übernimmt und sich so der Viehbesatz um fast ein Drittel reduziert hat. Paradoxerweise hat die Umweltstiftung damit genau das Gegenteil erreicht: weniger Viehhaltung, mehr Ackerschachtelhalm weniger Brutvögel. Mittlerweile werden die Landwirte schon dazu aufgefordert, das Unkraut mit Pflanzenschutzmitteln zu bekämpfen.
In Vierlande bereitet zunehmend die Versauerung der extensiven Flächen Probleme. Auf vielen Flächen liegt der Ph-Wert schon unter 4,9. Derzeit wird diskutiert, wer die dringend notwendigen Kalkungen durchführt und die dafür entstehenden Kosten tragen soll.
Des Weiteren wurde intensiv über den unterschiedlichen Umgang mit Ausgleichsflächen infolge von Baumaßnahmen gesprochen. Ohne Gegenmaßnahmen werden diese insbesondere in Hamburg schon in naher Zukunft zu einem massiven Verlust landwirtschaftlicher Nutzfläche führen. Obwohl in Niedersachsen und Schleswig-Holstein ausreichend Flächen und Ökopunkte zur Verfügung stehen, sträubt sich insbesondere die Umweltbehörde BUE massiv dagegen, diese Angebote zu nutzen. Hier wünscht sich der BVHH mehr Sachlichkeit in der Politik und die konsequente Umsetzung des Agrarpolitischen Konzeptes 2020, in dem sich der Hamburger Senat eindeutig zum Erhalt und Förderung der Hamburger Landwirtschaft bekennt.
Alle Beteiligten waren sich einig, dass wir weiter Transparenz schaffen und die Endverbraucher weiter über die Landwirtschaft vor Ort aufklären müssen. So hat der Bauernverband Schleswig-Holstein ein Projekt in den Lehrplan einbringen können, in dem die Klassen mindestens einmal in ihrer Schulzeit einen Bauernhof besucht haben müssen.
Alle Teilnehmer sprechen sich dafür aus, dass sich die einzelnen Kreis-und Landesverbände weiterhin intensiv in die politischen Entscheidungen einbringen müssen. Dafür ist ein gegenseitiger Informationsaustausch dringend notwendig. Das nächste Treffen der Elbanrainer soll im kommenden Jahr in Schleswig-Holstein stattfinden. Bei Hennig Cordes bedanken wir uns recht herzlich für seine Gastfreundschaft, den guten Kaffee und dafür, dass er uns einen Sitzungsraum zur Verfügung gestellt hat.
Hamburg, den 20.09.16