Verbände fordern Wende in der Wolfspolitik

Im Vorlauf des diesjährigen Tag des Wolfes haben am 29. April 2025 der Deutsche Bauernverband (DBV), der Deutsche Jagdverband (DJV) und der Deutsche Landkreistag (DLT) in einer gemeinsamen Pressekonferenz im HdLE ihre Positionen zum Thema Wolf bekräftigt. Im Fokus stand die Notwendigkeit einer politischen Wende in der Wolfspolitik
und eines Sofortprogramms Wolf mit dem Einstieg in ein Bestandsmanagement und ein funktionierendes Reaktionsmanagement. Die Pressekonferenz stellt eine mit den Weidetierhalter- und Landnutzerverbänden im Forum Weidetierhaltung und
Wolf vereinbarte gemeinsame Aktion dar. Neben der zahlreich erschienenen Fachpresse waren auch Vertreter der überregionalen Presse – darunter AFP, FAZ, Rheinische Post und Tagesspiegel – unter den rund 25 Teilnehmern vertreten. Insbesondere die Forderung nach dem Einstieg in ein Bestandsmanagement fand in der Berichterstattung großen Widerhall. Als nächste Aktion der Weidetierhalter- und Landnutzerverbände ist eine Demonstration
im Rahmen der nächsten Umweltministerkonferenz am 15.5.2025 im Saarland geplant.

Foto: pixabay_WFranz

Der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, Bernhard Krüsken, stellt klar: „Der Vorschlag der EU-Kommission zur Änderung der FFH-Richtlinie muss jetzt schnellstmöglich verabschiedet und national umgesetzt werden. Der Wolf ist längst nicht mehr gefährdet, aber ein enormes Problem. Die Weidetierhaltung darf nicht weiter der ungebremsten Ausbreitung des Wolfes geopfert werden. Die Bundesregierung muss jetzt in einem Sofort-Programm Wolf die Änderung des Naturschutz- und des Jagdrechts auf den Weg bringen. Die künftige Strategie müsse sein: Wolfsbestand reduzieren statt Probleme ignorieren.“ 

Helmut Dammann-Tamke, Präsident des Deutschen Jagdverbandes, unterstreicht: „Die Aufnahme des Wolfs ins Jagdrecht ist überfällig. Nur so kann ein regional angepasstes Bestandsmanagement umgesetzt werden. Die Entnahme schadensstiftender Wölfe muss rechtlich abgesichert und schnell erfolgen können. Gleichzeitig muss Deutschland der Herabstufung des Schutzstatus auf EU-Ebene endlich zustimmen.“ 

Aus Sicht der Kommunen mahnt Dr. Kay Ruge, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Deutschen Landkreistages: „Wir brauchen einen ideologiefreien Blick auf die Situation. Es geht nicht um Symbolpolitik, sondern um konkrete Lösungen für die Menschen im ländlichen Raum. Die Regulierung der Wolfspopulation muss endlich Realität werden.“ 

Jens Schreinicke, Tierhalter und Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Potsdam-Mittelmark, macht deutlich: „Viele der Warnungen der Weidetierhalter haben sich leider bestätigt. Jetzt ist es Zeit, klare Konsequenzen zu ziehen. Herdenschutz ist nicht überall umsetzbar. Die Arbeit auf der Weide muss wieder möglich sein – das erfordert einen gesellschaftlich akzeptierten Wolfsbestand.“ 

Die Verbände fordern: 

  • Meldung des günstigen Erhaltungszustands des Wolfes in Deutschland nach Brüssel 
  • Nutzung der Spielräume der FFH-Richtlinie zur Regulierung des Wolfes   
  • Zügige Umsetzung der im Koalitionsvertrag angekündigten Maßnahmen zur Wolfsregulierung 
    • Aufnahme des Wolfs ins Jagdrecht 
    • Novellierung des Bundesnaturschutzgesetzes 
    • Zustimmung zur Herabstufung des Wolfs in der FFH-Richtlinie auf europäischer Ebene 
  • Eine generelle Bestandsregulierung und eine effektive Problemwolfentnahme

Hamburg spielt eine eher begrenzte Rolle im Wolfsmanagement Deutschlands, da die Stadt selbst keine dauerhaft ansässige Wolfspopulation hat. Dennoch gibt es gelegentliche Wolfssichtungen in Hamburg, insbesondere von durchwandernden Einzelwölfen. Die Stadt beteiligt sich am allgemeinen Artenschutz und informiert über die Rückkehr des Wolfs nach Deutschland. Das Wolfsmanagement liegt jedoch hauptsächlich in der Verantwortung der Bundesländer, insbesondere jener mit etablierten Wolfsrudeln wie Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern.

Welche Auswirkungen hat der Wolf auf die Landwirtschaft?

Der Wolf hat sowohl direkte als auch indirekte Auswirkungen auf die Landwirtschaft in Deutschland. Hier sind einige der wichtigsten Punkte:

  • Nutztierverluste: Wölfe reißen gelegentlich Nutztiere wie Schafe und Ziegen. Im Jahr 2023 wurden in Deutschland rund 5.727 Nutztiere durch Wolfsangriffe verletzt oder getötet. Besonders betroffen sind Regionen mit hoher Wolfsdichte, wie Brandenburg, Niedersachsen und Sachsen.

  • Herdenschutzmaßnahmen: Landwirte müssen erhebliche Investitionen in Schutzmaßnahmen tätigen, darunter wolfsabweisende Zäune und Herdenschutzhunde. Die Kosten für Herdenschutzmaßnahmen beliefen sich 2023 auf etwa 18,5 Millionen Euro.

  • Entschädigungszahlungen: Wenn Nutztiere von Wölfen gerissen werden, können Landwirte staatliche Entschädigungen erhalten. 2022 wurden dafür rund 637.000 Euro ausgezahlt. Allerdings müssen Landwirte nachweisen, dass sie angemessene Schutzmaßnahmen ergriffen haben.

  • Regulierungsmaßnahmen: Aufgrund der steigenden Wolfszahlen hat die EU kürzlich beschlossen, den Schutzstatus des Wolfs zu senken, um eine gezieltere Regulierung zu ermöglichen. In Deutschland wird darüber diskutiert, den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen.

Die Rückkehr des Wolfs ist ein Erfolg für den Artenschutz, stellt aber auch eine Herausforderung für die Landwirtschaft dar. Was hältst du von den aktuellen Maßnahmen? Sollten Wölfe stärker reguliert werden?