So trifft der Dürresommer 2018 die Hamburger Bauern
Die Auswirkungen dieses extrem trockenen und heißen Sommers auf die Ernteerträge der deutschen Landwirtschaft werden in diesem Jahr vor allem im Norden und Osten des Landes zu Verlusten in Milliardenhöhe führen. Zur Recht hat der Präsident des Deutschen Bauernverbandes Joachim Ruckwied in Rücksprache mit den Landwirtschaftsministern der Länder eine Milliardenhilfe für die Landwirte eingefordert, deren Existenz massiv bedroht ist.
Auch viele Hamburger Betriebe sind von der Dürre in einem ähnlichen Ausmaß getroffen, wie wir es im letzten Jahr durch die extrem hohen Niederschläge erlebt haben. Die Erträge der Getreideernte liegen abermals bis zu 40% unter dem Jahresmittel, der 2 und 3 Schnitt unsere Wiesen ist komplett ausgefallen. Dagegen erwarten wir für den Obstbau im Alten Land eine wesentlich bessere Ernte als in 2017. . Der Grund dafür ist, dass in den Sonderkulturen schon längst in Techniken investiert wurde, mit denen die Erzeuger auf das Wetter reagieren konnten.
Die bäuerlichen Familienbetriebe stehen zu ihrer unternehmerischen Verantwortung und nehmen das Risiko von Mindererträgen und schlechten Preisen selbstverständlich in Kauf. Kein Bauer möchte als Bittsteller für öffentliche Gelder dastehen. Dieses widerspricht zutiefst unserem Selbstverständnis als freier Unternehmer. Die letzten Jahre zeigen aber auch, dass gerade die Landwirtschaft zunehmend von existenzbedrohenden Ereignissen heimgesucht wird, exemplarisch möchte ich nur die Milchpreiskrise und den frostbedingten Totalausfall der mittel- und süddeutschen Obsternte in 2017 nennen. Mit der afrikanischen Schweinepest ASP steht bereits die nächste Katastrophe vor der Tür. Gerade die Milchkrise hat gezeigt, dass gut gemeinte staatliche Hilfen oft viel zu spät und durch das Gießkannenprinzip auch in viel zu geringer Höhe bei den Betrieben ankommen.
In Zeiten schwerer Wirtschaftskrisen, und die erleben wir in der Landwirtschaft in nahezu allen Bundesländern in 2018 ganz extrem, sind finanzielle Unterstützungen durch den Staat zum Erhalt von Betrieben und Arbeitsplätzen legitim und absolut notwendig. Das gilt für die Agrarwirtschaft genauso wie für die Autoindustrie, die Energiewirtschaft oder sonstige Wirtschaftszweige. Allen Bauern, deren Existenz durch die Dürre dieses Sommers bedroht ist, müssen direkt und unbürokratisch mit finanziellen Mitteln unterstützt werden. Immens wichtiger und vor allem nachhaltig sinnvoller ist es aber, den landwirtschaftlichen Betrieben darüber hinaus eine steuerliche Gewinnrücklage z.B. über einen Zeitraum von mehreren Jahren zu ermöglichen. Herr Minister Scholz, ich bitte Sie inständig, diese unstrittig beste Lösung für die deutsche Landwirtschaft einzuführen.
Wie nahezu alle meine Berufskollegen bin ich der festen Überzeugung, dass die Landwirtschaft selbst mit Innovationen, modernen Züchtungsmethoden und neuen Kulturverfahren auf die beschriebenen Herausforderungen reagieren muss. Damit dies nachhaltig und im nötigen Umfang geschieht, bedarf es erheblicher Investitionen sowohl in der Forschung als auch in der Ausstattung der Betriebe. Hierfür wünschen wir uns zukunftsorientierte und nachhaltig wirksame Förderprogramme durch die Länder und den Bund.
Hamburg, den 20.08.2018
Martin Lüdeke
Präsident Bauernverband Hamburg