Nasse Moorbewirtschaftung auf dem Weg zum Markt: Modell- und Demonstrationsvorhaben mit Wiedervernässung, Paludikulturen, Verwertung und Begleitforschung
Das
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat heute
einen Förderaufruf zum Moorbodenschutz veröffentlicht. Der Ansatz der
nassen Moorbewirtschaftung durch Paludikulturen soll umfassend und
praxisnah demonstriert werden. Dazu möchte das BMEL ca. fünf Modell- und
Demonstrationsvorhaben (MuD) unterstützen, mit denen der Weg hin zum
Anbau von Paludikulturen auf Praxisflächen und die Verwertung der
Biomasse exemplarisch umgesetzt und bewertet werden soll.
Die
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) betreut den
Förderaufruf als Projektträger des BMEL. Der komplette Aufruf steht hier zur Verfügung. Die Einreichungsfrist für Skizzen endet am 1. Februar 2022.
Organische
Böden (Moorböden) nehmen 6,7% der landwirtschaftlichen Nutzfläche ein,
verursachen aber 44% zur Treibhausgasbilanz des Sektors Landwirtschaft
und der landwirtschaftlich genutzten Böden, die im Sektor Landnutzung,
Landnutzungsänderungen und Forstwirtschaft (LULUCF) berichtet werden.
Wenn Deutschland seine Klimaziele auch in den Landsektoren erreichen
will, führt kein Weg an einer geänderten Bewirtschaftung dieser Flächen
vorbei. Heute nutzen Landwirte sie zumeist als Acker- oder Grünland, für
die Senkung der THG-Emissionen ist künftig eine Wiedervernässung
erforderlich. Damit die Nutzung der Flächen in diesem Zuge nicht
aufgegeben werden muss, wurden in Forschungsprojekten verschiedene
Ansätze für Paludikulturen entwickelt. Nun gilt es, diese Ansätze in der
Praxis zu demonstrieren und stärker an den Markt heranzuführen.
Dazu
veröffentlicht das BMEL jetzt den Förderaufruf „Modell- und
Demonstrationsvorhaben zum Moorbodenschutz inklusive der Nutzung von
nachwachsenden Rohstoffen aus Paludikultur“. Ziel ist es, mit dem
praktischen Anbau von Schilf, Torfmoos & Co. noch mehr Erfahrungen
zu sammeln und die Märkte für Produkte aus diesen Biomassen weiter zu
entwickeln. Das BMEL sucht über diesen Aufruf die zentrale
wissenschaftliche Koordination, die sowohl für die Auswahl und Betreuung
der Praxisbetriebe mit den Paludikulturflächen als auch für die
Erhebung von Daten in Kooperation mit lokalen Partnern zuständig ist.
Hierbei sollen die Daten mit einheitlichen Methoden erhoben werden, um
die Klimaeffekte und die ökonomischen und ökologischen Auswirkungen der
verschiedenen Paludikulturen standortübergreifend zu bewerten. Zu den
Aufgaben der Projektnehmer gehören außerdem auch Öffentlichkeitsarbeit
und Wissenstransfer.
Für die Praxisflächen ist ein Richtwert von
jeweils mindestens fünf Hektar vorgesehen. Die Standorte sollen die
typischen moorreichen Regionen Deutschlands insbesondere in Bayern,
Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und
Schleswig-Holstein repräsentieren. Optimalerweise handelt es sich um
Flächen, die vor dem Projektstart noch trockengelegt sind, aber auch
Standorte mit bereits angehobenem Wasserstand sind nicht generell
ausgeschlossen. Während der bis zu 9-jährigen Projektlaufzeit sollen die
Wasserstände dann dauerhaft auf ein torferhaltendes Niveau von höher
als 10 cm unter Flur eingestellt werden. Im Sommer sind Wasserstände
höher als 20 cm unter Flur möglich. Als Paludikulturen kommen alle
Pflanzen in Frage, die sich für eine vorzugsweise stoffliche Nutzung als
nachwachsender Rohstoff eignen. Neben Anbaubiomasse sind auch
Nasswiesen möglich. In maximal zwei der MuD-Vorhaben kann eine
kombinierte Nutzung aus Paludikultur und Agri-Photovoltaik auf nassen
Flächen umgesetzt werden, um insbesondere die Auswahl geeigneter
Paludikulturen hinsichtlich Schattenbedingungen zu demonstrieren.
Zum
Ende der MuD-Vorhaben hofft das BMEL, klare Empfehlungen geben zu
können: Unter welchen Rahmenbedingungen sind Paludikulturen in den
verschiedenen Regionen Deutschlands wirtschaftlich lohnend? Ist eine
Verwertung in regionalen Wertschöpfungsketten möglich? Die Beantwortung
dieser Fragen wird das große Klimaschutzpotenzial nasser
Bewirtschaftungsformen landwirtschaftlicher Moorböden voranbringen.
Hintergrund
Paludikultur – „Palus“ (lateinisch) steht für „Sumpf“ – ist die land-
oder forstwirtschaftliche Nutzung nasser Moorflächen. In Paludikulturen
erzeugt man auf wiedervernässten Moorflächen mit Pflanzenarten, die
einen hohen Wasserstand gut vertragen, Biomasse zur Energiegewinnung
oder zur stofflichen Verwendung. Beispiele sind der Anbau von Torfmoosen
als Torfersatzstoffe, Schilf für die Dachdeckung oder Rohrkolben für
Dämmstoffe.
Links:
Link zum Aufruf:
https://www.fnr.de/fileadmin/Projekte/2021/Foerderaufrufe/FNR058-MuD-Moorbodenschutz-160921.pdf
Link: Zusatzinformationen zum Aufruf:
https://www.fnr.de/fileadmin/Projekte/2021/Foerderaufrufe/FNR058-MuD-Moorbodenschutz_Zusatzinformationen_210928.pdf
Ihre Ansprechpartnerin:
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.
Dr. Anke Günther
Tel.: +49 3843 6930-366
E-Mail: a.guenther(bei)fnr.de
Pressekontakt:
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.
Nicole Paul
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Mail: n.paul(bei)fnr.de
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Erstellt von Nicole Paul