Jedes Jahr führt der Deutsche Bauernverband den Deutschen Bauerntag
in einem anderen Bundesland durch. Die 18 Landesbauernverbände entsenden
insgesamt rund 600 Delegierte zur Mitgliederversammlung. Die
stimmberechtigten Delegierten werden ihrerseits in den Kreis- und
Landesverbänden von den Mitgliedern entsandt; sie wählen Präsident und
Vorstand des DBV.
Zahlreiche Gäste aus Politik, Agrarwirtschaft,
Agrarforschung und Medien sind eingeladen, mit den Landwirten zu
diskutieren und sich auszutauschen.
Der diesjährige Deutsche Bauerntag findet vom 23. bis 24. Juni coronabedingt in digitalem Format statt.
Nach mehreren Anläufen hat es nun endlich geklappt – Staatsrat Michael Pollmann von der BUKEA Hamburg konnte dank der rückläufigen Corona-Inzidenzen der Einladung des Bauernverbandes Hamburg e.V. nachkommen und landwirtschaftliche Betriebe in den Sülldorf-Rissen besuchen. Bei herrlichstem Frühlingswetter besichtigte die (Corona-bedingt) kleine Delegation am 19. Mai die Höfe von Jens Glissmann und Heiko Brunkhorst. Staatsrat Michael Pollmann wurde von Anja Boudon, der neuen Leiterin der Agrarabteilung, BUKEA Hamburg begleitet. Für den Bauernverband Hamburg e.V. nahmen Präsident Martin Lüdeke, Ehrenpräsident Heinz Behrmann und Geschäftsführer Dr. Carsten Bargmann teil.
v.l.: Präsident Martin Lüdeke, Anja Boudon, Jens Glissmann, Heinz Behrmann, Staatsrat Pollmann, Heiko Brunkhorst
Immerhin hat sich Staatsrat Pollmann fast 4 Stunden Zeit für den Besuch genommen. Aufgrund der Vielfalt der Themen wurde es nach der herzlichen Begrüßung durch Jens Glissmann aber schnell konkret und es wurden Themen besprochen, die den Landwirten in Sülldorf-Rissen unter den Nägeln brennen. Exemplarisch seien hier nur Probleme mit den örtlichen Behörden genannt, wie z.B. die Erteilung von Baugenehmigungen, Verhinderungen von Initiativen zur Diversifizierung (Hofladen mit Gastroangebot, Einrichtung einer Kita usw.) sowie den mangelhaften Straßen- und Wegebau.
Mehr Löcher als Straßenbelag
Schwerpunkt der Betriebe Glissmann und Brunkhorst ist die Pensionspferdehaltung. Das Wohl der Tiere steht in beiden Höfen an vorderster Stelle. Dies betrifft nicht nur die Rundum-Versorgung mit Futter, Einstreu, Weidegang usw., investiert wurde vor allem in deutlich größere Boxen mit ausreichender Durchlüftung und Außenbereich. Die notwendigen Investitionen können aber nur getätigt werden, wenn die notwendigen Baugenehmigungen erteilt werden und ausreichend Platz zur Verfügung steht.
Pferdetraining
Auf einer kleinen und rustikalen Landpartie mit Trecker und Stroh-beladenem Anhänger ging es dann durch die Feldmark von Sülldorf-Rissen. Auf der beeindruckenden Tour erklärte Heinz Behrmann die Besonderheiten dieser wunderschönen Landschaft im Westen Hamburgs. Die charakteristischen kleinen Flurstücke mit Grünland und Ackerbau bedeuten für die hiesigen Landwirte leider auch höhere Produktionskosten. Das Nachhaltigkeit und Biodiversität auch für die hiesigen Landwirte selbstverständlich sind, zeigten die artenreichen Knicks sowie die Wiesenvögel, Rehe und Feldhasen, die wir auf der Tour zu Gesicht bekamen. Auch die vielen Blühstreifen rund um die Felder wurden nicht nur für diesen Besuch angelegt.
Blühstreifen – Lebensraum für Nützlinge im Boden bis zu Schmetterlingen und Bienen
Zum Abschluss fand sich die Delegation noch auf dem Hof von Heinz Behrmann ein, wo seine Frau Meike ein kleines aber feines Scheunenmenü vorbereitet hat. Die selbstgemachte Spargelsuppe hat herrlich geschmeckt. Aber selbst beim leckeren Mittagessen wurde noch über die B-Pläne in Sülldorf-Rissen und den katastrophalen Zustand der Straßen und Verkehrswege diskutiert. Auch das Thema Jagd und die aus Sicht der hiesigen Bauern mangelhafte Regulierung der Wildschäden durch die Hamburger Eigenjagden wurde noch einmal ausführlich besprochen. Dazu wurde noch vor Ort eine Gesprächstermin mit der zuständigen Abteilung „Jagd“ in der BUKEA verabredet.
Wie bei den vorherigen Besuchen zeigten sich Staatsrat
Michael Pollmann und die neue Leiterin der Agrarabteilung Anja Boudon wieder
hervorragend vorbereitet und überraschten mit viel Detailkenntnissen der
Probleme vor Ort.
Diskussion um Qualitätsgetreide, Stickstoffreduktion und Getreidevermarktung
Im Mittelpunkt des diesjährigen
Ackerbauforums des Deutschen Bauernverbandes am 25. Mai standen die
Themen Qualitätsgetreide, Stickstoffreduktion und Getreidevermarktung.
In zwei inhaltsstarken Runden diskutierten Branchenvertreter aus der
gesamten Wertschöpfungskette des Getreides vom Landwirt bis zum Bäcker
darüber, wie die Herausforderungen der Düngeverordnung bewältigt werden
können. Nach einer fachlichen Einführung wurden sowohl die dänischen
Erfahrungen mit der Reduktion von Stickstoffdünger als auch die
Möglichkeiten deutscher Landwirte erörtert, konstruktiv mit den
Einschränkungen umzugehen. Einig war man sich, dass Entwicklungen wie in
Dänemark unbedingt vermieden werden müssen. Dort waren die
Getreidequalitäten zwischenzeitlich so stark gesunken, dass Weizen und
Braugerste in Größenordnungen importiert werden mussten. Ebenso bestand
Einigkeit darüber, dass sowohl die präzise, hocheffiziente Anwendung von
Düngemitteln als auch die züchterische Entwicklung von
stickstoffeffizienteren Sorten wichtige Instrumente für eine nachhaltige
Landwirtschaft sind. Wenn es gelänge, Sorten zu züchten, die trotz
vergleichsweise niedrigen Rohproteingehalten sehr gute Backeigenschaften
haben, wäre das ein großer Schritt in die richtige Richtung.
Dass
es genau auf eben diese Eigenschaften ankommt, bestätigten alle
Teilnehmer der zweiten Runde. Insbesondere Bäcker benötigen zuverlässig
stabile Parameter für ihre Produktionsprozesse. Die Mühlen können zwar
in bestimmten Grenzen Qualitätsunterschiede zwischen verschiedenen
Partien ausgleichen, aber auch sie können aus Futtergetreide bestenfalls
Mehl für Kekse machen. Der Handel verwies ebenfalls darauf, dass auf
den internationalen Märkten momentan in erster Linie Weizen mit hohem
Rohproteingehalt nachgefragt wird. Gleichzeitig bekundete er aber seine
Bereitschaft, sich bei steigender Nachfrage nach sortenreinem Umschlag
verstärkt in diesem Segment zu engagieren.
Übereinstimmung bestand
bei allen Teilnehmern darin, dass es keine einfachen Lösungen gibt.
Kreative und individuelle Ideen sind gefragt, um erfolgreich mit den
Herausforderungen umzugehen. In Regionen in denen Landwirte, Mühlen und
Bäcker den Wunsch der Kunden nach Regionalität bedienen können, bietet
eine intensivere Zusammenarbeit große Chancen. Wo jedoch die Nachfrage
danach begrenzt ist, muss es auch in Zukunft möglich sein, hochwertigen
Weizen für den Weltmarkt zu erzeugen. Ebenso können neue Fruchtarten wie
Kichererbsen und der verstärkte Vertragsanbau spezifischer Qualitäten
Wege zu höheren Erzeugerpreisen sein. Um auszuloten, wie die Branchen
zusammen die sich bietenden Chancen nutzen können, lautet das Fazit der
Teilnehmer: „Es ist noch wichtiger als bisher, nicht übereinander,
sondern miteinander zu reden“. Detlef Kurreck, Vizepräsident des DBV und
Vorsitzender des Fachausschusses Getreide, sieht das als Auftrag,
dieses Thema seitens des Verbandes auch weiterhin aktiv zu begleiten.
Noch immer ist nicht abzusehen, wie sich die Pandemie
entwickelt und wie viele Menschen sich im Frühsommer treffen können. Wir
haben entschieden, den Tag des offenen Hofes (TdoH) in diesem Jahr
aufgrund der besonderen Rahmenbedingungen zu einem bedarfsgerechten Tag
des offenen Hofes weiterzuentwickeln, weil wir uns einig sind, dass die
Landwirtschaft dringend diese authentische Wahrnehmung in der
Öffentlichkeit braucht. An den Stellen, wo es nicht möglich sein wird,
Landwirtschaft im Kleinen erlebbar zu machen, wollen wir gemeinsam die
Digitalen Netzwerke nutzen, um in selbstgemachten Videos die Höfe
vorzustellen und so mit den Verbraucherinnen und Verbrauchern ins
Gespräch zu kommen. Mehr dazu erfahren Sie hier.
Ganz nah dran
Wann und wo immer es in diesem Jahr möglich ist, können gerne auch kleine „coronagerechte“ Präsenz-Veranstaltungen unter dem Label „Tag des offenen Hofes“ stattfinden. Hier haben wir weniger an große Hofveranstaltungen gedacht, sondern mehr an viele kleine, vielleicht ungewöhnliche, aber immer echte Landwirtschaftserlebnisse. Egal ob am Feldrand oder im Wald, auf dem Mähdrescher oder vor dem Treckerreifen, im Garten oder neben dem Stall, auf der Weide oder dem Hof – alles ist möglich, um Menschen aus der Stadt aufs Land zu locken, die echte Landwirtschaft kaum kennen, um ihnen neue Einsichten und Ansichten zu vermitteln.
Kostenfreies Hofpaket bestellen
Open-Air-Kino
mit Abstand? Auf dem Land geht das! Oder vielleicht eine Hof-Feld-Tour?
Wie wäre es mit anderen sportnahen Angeboten wie z.B. Hühner-Yoga oder
Kuh-Qigong, Grillen am Feldrand oder eine Tour mit dem Fahrrad. Alles,
was die Menschen neugierig auf die Landwirtschaft macht, ist möglich.
Anregungen und einen Katalog von Aktionsideen für Kinder und Erwachsene
gibt es hier.
Auf
der Seite der information.medien.agrar können Sie ab dem 01.04.2021
auch unser Hofpaket mit Materialien (z. B. Plakate, Postkarten etc.) zur
Bewerbung Ihrer Veranstaltung kostenfrei bestellen.
Das Hofpaket
Das Hofpaket enthält Werbe- und Informationsmaterialien wie Plakate, Postkarten, Handzettel und Briefbögen.
Das Paketaus
Plakaten, Briefbögen, Postkarten und Handzetteln unterstützt Sie bei
der Öffentlichkeitsarbeit für Ihren Tag des offenen Hofes.
Die
Plakate und Handzettel sind wiederbedruckbar und haben ein weißes
Blanko-Feld. In dieses können Sie alle Informationen rund um Ihren TdoH
drucken (oder auch aufkleben). Das Motiv Hahn ist in allen Paketen als
Plakat vorhanden. Zusätzlich dazu können Sie bei den Plakaten (A2 &
A3) ein weiteres Motiv (Kuh, Schwein, Apfel, Schaf oder Traktor) frei
wählen.
Ihr Hofpaket können Sie im Webshop des information.medien. agrar e.V. zusammenstellen. Die Bestellung erfolgt ausschließlich online. Pro Betrieb ist ein Paket bestellbar.
pädagogisch aufbereitete Informationsmaterialien von information.medien.agrar e.V. für Kinder
So kommen Sie an ihr Passwort
Für den Zugang zu den kostenfreien Materialien benötigen Sie ein Passwort. Dieses erhalten Sie nach Anmeldung eines Tages des offenen Hofes bei dem Landesbauernverband in Ihrer Region.
Der
Pop-up-Tag des offenen Hofes 2021 ist ein Kind der
Pandemiebeschränkungen. Regulär hätte er im Jahr 2020 stattfinden
sollen. Da die Sicherung mit Grundnahrungsmitteln und die Gesundheit
aller Beteiligten klare Priorität hat, wurde er auf 2021 verschoben.
Darum initiieren die drei Verbände in zwei aufeinanderfolgenden Jahren
den „Tag des offenen Hofes“, um allen die Gelegenheit zu bieten, moderne
Landwirtschaft und die Menschen, die dahinterstehen, persönlich
kennenzulernen. Im Jahr 2022 fällt das bundesweite Aktionswochenende auf
den 11./12.6.2022.
Anfang Mai
startete wieder das Mähen der Grünland- und Feldfutterbaubestände. Das Projekt
„Wildtierrettungsstrategien“, das derzeit an der Bayerischen Landesanstalt für
Landwirtschaft in Kooperation mit der TU München und der Bayerischen
Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft durchgeführt wird, beschäftigt sich
mit der Bewertung vorhandener Maßnahmen zur Rehkitzrettung und der Optimierung
des Einsatzes.
Um einen deutschlandweiten
Kenntnisgewinn zu Maßnahmen zur Rehkitzrettung zu bekommen, führen wir eine
Umfrage unter Landwirten und Jägern durch. Wir bitten Sie daher, falls Sie
Landwirt oder Jäger sind, an der jeweiligen Umfrage teilzunehmen und diese in
Ihrem Umkreis publik zu machen. Die Teilnahme dauert ca. 20 Minuten.
Weiterhin möchten
wir Sie bitten, unsere Datenerhebungsblätter zu den von Ihnen angewendeten
Maßnahmen zur Wildtierrettung auszufüllen. Pro Feldstück oder Mähtag stehen je
nach angewendeter Maßnahme folgende Datenerhebungsblätter zur Verfügung:
•
Suche mit der Drohne als Maßnahme zur Wildtierrettung
•
Nutzung des tragbaren Wildretters als Maßnahme zur Wildtierrettung
•
Suche durch Personen als Maßnahme zur Wildtierrettung
•
Nutzung von Scheuchen als Maßnahme zur Wildtierrettung
•
Nutzung des akustischen Wildretters am Mähwerk als Maßnahme zur Wildtierrettung
•
Mähen nach Mäh-Knigge als Maßnahme zur Wildtierrettung
Für die
wildbiologischen Fragestellungen werden alle Kitzfundorte und weitere Daten zum
Rehkitz benötigt. Ebenso sind Daten zu Flächen ohne Kitzfunde von großer
Bedeutung. Dafür stehen Ihnen verschiedene Erfassungsmöglichkeiten ebenfalls im
Wildtierportal zur Verfügung (https://www.wildtierportal.bayern.de/wildtierrettungsstrategien).
Leistungen der Landwirtschaft stärker berücksichtigen
Feld und Wald sind ein Schatz für den Klimaschutz: 5.000 Millionen
Tonnen reiner Kohlenstoff sind darin gespeichert. Das entspricht mehr
als dem Zwanzigfachen der jährlichen Treibhausgasemissionen Deutschlands
(2020: ca. 772 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent).
Die komplette Stellungnahme befindet sich im Bereich Downloads auf der Seite des DBV https://www.bauernverband.de/topartikel/stellungnahme-des-dbv-zum-klimaschutzgesetz
Bundestag beschließt Baulandmobilisierungsgesetz ohne Tierwohlverbesserungsgenehmigung
Pressemitteilung
Während das Kompetenznetzwerk
Nutztierhaltung mit Hochdruck an der Weiterentwicklung der Tierhaltung
in Deutschland arbeitet, beschließt der Deutsche Bundestag nun eine
Änderung des Baugesetzbuchs ohne Genehmigungsmöglichkeit für den Umbau
der Ställe für mehr Tierwohl. „Dieses Versäumnis ist ein politisches
Armutszeugnis. Es ist der Beleg, dass es an einem echten politischen
Willen für mehr Tierwohl in den Ställen fehlt. Mit der neuen
Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung wurden Vorgaben beschlossen, die
durch die aktuelle Gesetzeslage baurechtlich nicht umsetzbar sind. Es
wurde ein finanzielles Förderpaket aufgelegt, das mangels Baurecht nicht
in Anspruch genommen werden kann“, kritisiert der Präsident des
Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied. Dabei wäre es bei dem
aktuellen Vorschlag, den die Borchert-Kommission mitsamt
Machbarkeitsstudie und der Bundesrat unterstützen, noch nicht einmal um
eine Ausweitung des Tierbestandes gegangen. „Die Landwirte sind bereit,
viel Geld in die Hand zu nehmen, um bei bestehendem Tierbestand mehr
Platz, Freiläufe nach außen und andere Tierwohlmaßnahmen umzusetzen. Die
Politik lässt das schlichtweg nicht zu“, so Rukwied weiter.
Das
Baugesetzbuch war durch die Beratungen zum Baulandmobilisierungsgesetz
in dieser Legislaturperiode offengestellt. Obwohl bereits in der
Koalitionsvereinbarung die Notwendigkeit der Schaffung einer
baurechtlichen Tierwohlverbesserungsgenehmigung gesehen worden war,
droht die Umsetzung in dieser Woche an parteiübergreifenden
Streitigkeiten zu scheitern. „In der Schule gäbe es dafür die Note
ungenügend“, bewertet Rukwied das Vorgehen.
Weiterer Kritikpunkt
der Landwirtschaft ist die Wiedereinführung des Ende 2019 ausgelaufenen §
13 b Baugesetzbuch. Der Bauernverband bewertet diese erleichterte
Baulandausweisung am Stadt-/Ortsrand für ordnungspolitisch höchst
verfehlt. Studien haben die DBV-Position bestätigt, dass damit die
Ortskerne veröden und der immer noch weitgehend ungebremste Flächenfraß
zusätzlich angetrieben wird.
Sie können zumindest
online „Live“ dabei sein. Per
Livestream können Sie sich am 11. Mai 2021 zwischen 10.00 und 11.00 Uhr über
die Website der Fachgruppe Obstbau http://www.obstbau.org
zu der Veranstaltung zuschalten.
Der Deutsche Bauernverband (DBV) stellt
seine Zukunftsagenda für das Grünland vor. Aus Sicht der Landwirtschaft
müssen sowohl der Stellenwert des Wirtschaftsgrünlands als Grundlage
einer regional ausgerichteten und flächengebundenen Tierhaltung als auch
die Leistungen des Grünlands für Umwelt, Biodiversität und
Kohlenstoff-Bindung in gleichem Maße berücksichtigt werden. Ziel ist es,
nachhaltiges Wirtschaftsgrünland durch eine flächendeckende,
tierbezogene und standortangepasste Bewirtschaftung zu erhalten und zu
sichern. Dafür setzt der DBV sechs Ziele und 18 konkrete Maßnahmen und
Forderungen auf.
„Für uns Landwirte ist das Grünland Wirtschafts-
und Futtergrundlage, und damit ein wichtiger Bestandteil des bäuerlichen
Einkommens. Mit unserer Agenda wollen wir das Angebot unterbreiten, in
einen gesamtgesellschaftlichen Austausch für eine nachhaltige
landwirtschaftliche Grünlandnutzung in Deutschland zu treten. Erst durch
eine „Inwertsetzung“ wird Grünland erhalten und nur so können die
vielfältigen Umweltleistungen des Grünlands gehoben werden“, sagt der
Vize-Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Karsten Schmal. Auch das
Grünland befindet sich inzwischen in einem Spannungsverhältnis zwischen
bäuerlicher Einkommenssicherung und gesellschaftlichen Erwartungen für
den Naturschutz. „Der Gesetzgeber entscheidet durch die Ausgestaltung
des Ordnungsrechts über die Möglichkeiten einer wirtschaftlichen Nutzung
von Grünland und somit, in welchem Umfang Umweltschutz durch Grünland
erfolgen kann. Naturschutzleistungen müssen in Kooperation umgesetzt und
honoriert werden, gesetzliche Auflagen und Verbote gefährden den Erhalt
des Grünlandes und seines Wertes für den Naturschutz und die
Kulturlandschaft “, hebt der Umweltbeauftragte des DBV und Präsident des
Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd, Eberhard Hartelt,
hervor. Eine ausgewogene Politik in Abstimmung mit den
grünlandbewirtschaftenden Betrieben sei daher wichtig, um
Bewirtschaftungsaufgaben aufgrund zu geringer Wertschöpfung und damit
bspw. den Verlust einer grünlandspezifischen Biodiversität zu vermeiden.
Grünlandbewirtschaftung und Grünlanderhalt gehen Hand in Hand und
brauchen daher politisches Augenmaß.
In Deutschland gibt es knapp
fünf Millionen Hektar Grünland, die rund ein Drittel der gesamten
landwirtschaftlichen Fläche ausmachen. Die Grünlandaufwüchse dienen
heimischen Nutztieren, wie Rinder, Schafe, Ziegen, Pferde und Gehegewild
als Futtergrundlage und werden zu Milch, Fleisch und Wolle veredelt.
Darüberhinausgehend ist das Grünland ein wichtiger Klimaschutzfaktor,
trägt zum Natur- und Artenschutz bei und schützt vor Bodenerosion sowie
Hochwasser. Zudem zählen Grünlandregionen zu den wertvollen
Kulturlandschaften und bieten einen hohen Erholungswert für die
heimische Bevölkerung.
Die deutsche
Landwirtschaft erzeugt heute hochwertige und sichere Nahrungsmittel. Die
Landwirte stellen sich dem Markt und der Verbrauchernachfrage. Sie
sehen sich zunehmend zerrieben durch den Kostendruck seitens der
Lebensmittelkette, durch staatliche Auflagen und durch schrumpfenden
Außenschutz der Agrarmärkte. Die Widersprüche dieser verschiedenen
Anforderungen wachsen zusehends. Viele Landwirte stoßen an die
Belastungsgrenzen – wirtschaftlich, ökologisch und auch emotional.
Von
der deutschen Landwirtschaft wird zusätzlich erwartet, im großen Umfang
weitere Leistungen beim Klimaschutz, bei der Pflege der
Kulturlandschaft, beim Ressourcenschutz, für die Artenvielfalt und für
das Tierwohl zu erbringen. Die Landwirte erbringen bereits auf 30
Prozent der Flächen Agrarumweltmaßnahmen. Mit der Bioenergie werden
ebenso viele Klimagase vermieden wie bei der Lebensmittelerzeugung
ausgestoßen werden. Diese Leistungen sind nicht marktfähig. Sie müssen
daher dauerhaft von Staat und Gesellschaft anerkannt und honoriert
werden.
Viele Bürger und
Verbraucher halten die vielfältigen Leistungen der Landwirtschaft
dennoch für unzureichend und erwarten „Mehr“. Preisgünstige Lebensmittel
werden dabei als selbstverständlich vorausgesetzt. In Verbindung mit
dem Oligopol der Handelsketten und deren Billigpreisstrategie führt dies
zu einer Gefährdung der Versorgungssicherheit mit heimischen und
nachhaltigen Nahrungsmitteln.
Die
Handelspolitik der EU führt dazu, dass höhere nationale und europäische
Umwelt-, Sozial- und Tierwohl-Standards durch Lebensmittelimporte
unterlaufen werden.
Die
deutsche Landwirtschaft will das ausgesprochen hohe Erwartungsniveau
seitens Markt, Politik und Gesellschaft einlösen. Dies ist unter den
derzeitigen Rahmenbedingungen aber nicht in befriedigender Weise
möglich. Weder die Lebensmittelkette noch die staatlichen
Fördersysteme honorieren die gewünschten gesellschaftlichen Leistungen
in genügender Weise. Die Handelspolitik sichert hohe Standards
unzureichend ab. Damit besteht die Gefahr des Verlustes großer Teile der
heimischen Lebensmittelerzeugung. Es droht eine Verödung der ländlichen
Wirtschaft und der über Generationen von Landwirten geschaffenen
Kulturlandschaften.
Vorschlag für eine neue Partnerschaft
Die Landwirtschaft ist
bereit und in der Lage, weitere Nachhaltigkeitsleistungen zu erbringen
und dies mit qualitativ hochwertiger Nahrungsmittelerzeugung zu
verbinden.
Dazu ist Folgendes notwendig:
I.
EIN GESELLSCHAFTLICHER KONSENS, DASS EINE STARKE HEIMISCHE
LANDWIRTSCHAFT, ERNÄHRUNGSSICHERUNG UND NACHHALTIGKEIT ZUSAMMENGEHÖREN.
Vorgeschlagen wird, das Grundgesetz in Art. 20a (Schutz der natürlichen
Lebensgrundlagen und der Tiere) um die Ziele Ernährungssicherung und
Klimaschutz zu ergänzen.
Formulierungsvorschlag: „Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen, die Grundlagen der menschlichen Ernährung, die Tiere und das Klima
im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung und
nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die
Rechtsprechung.“
II. EINE DEUTLICH ERWEITERTE UND FÜR LANDWIRTE VERLÄSSLICHE HONORIERUNG VON NACHHALTIGKEITSLEISTUNGEN AUS NATIONALEN MITTELN.
Vorgeschlagen wird eine grundlegende Erweiterung der
Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz um neue
Förderbereiche Ressourcenpflege und Ernährungssicherung. Die
Gemeinschaftsaufgabe ist dazu finanziell erheblich aufzustocken.
III.
EINE WEITERE STÄRKUNG DER LANDWIRTE IN DER LEBENSMITTELKETTE UND DIE
BEZAHLUNG HÖHERER NACHHALTIGKEITSSTANDARDS FÜR LEBENSMITTEL AUS
DEUTSCHLAND. Vorgeschlagen wird ein rechtlicher Rahmen für
eine verbindliche Haltungs- und Herkunftskennzeichnung von nachhaltig
erzeugten Produkten aus Deutschland. Handel und Verarbeiter sind
aufgefordert, für diese Produkte einen Bonus zu etablieren, der
vollständig bei den Landwirten ankommt. Ergänzend ist das Kartellrecht
stärker auf den Schutz von landwirtschaftlichen Erzeugern und ihrer
Zusammenschlüsse auszurichten.
IV.
EINE BELASTBARE ZUSICHERUNG AN DIE LANDWIRTE UND FLÄCHENEIGENTÜMER,
DASS DIE KOOPERATION IM NATUR- UND LANDSCHAFTSSCHUTZ VORFAHRT HAT UND
GRUNDEIGENTUM RESPEKTIERT WIRD. Vorgeschlagen wird eine
gesetzliche Festlegung, dass zusätzliche flächenbezogene Anforderungen
an mehr Biodiversität in der land- und forstwirtschaftlichen
Bewirtschaftung prioritär freiwillig umgesetzt und dauerhaft honoriert
werden.
Der Deutsche
Bauernverband ist überzeugt: Mit diesen Vorschlägen können Landwirte,
Bürger und Verbraucher neues Vertrauen in die Zukunftsfähigkeit der
Landwirtschaft und sicherer Lebensmittelerzeugung in Deutschland
gewinnen. Die deutsche Landwirtschaft kann führend in punkto
Nachhaltigkeit, Tierwohl und Klimaschutz werden. Dieser Vorschlag
für einen neuen Weg ist zugleich eine Einladung an Gesellschaft, Politik
und Verbraucher zu einer offenen Diskussion über die Zukunft von
Landwirtschaft und Ernährung „Made in Germany“.
Fotos: pixabay: Philippe Ramakers, silviarita, RitaE, Gerhard Gellinger