17 Leitprojekte für Hamburgs Natur: „Dialog Landwirtschaft und Naturschutz“ präsentiert Zwischenergebnisse

Das Dialogformat findet seit gut zweieinhalb Jahren zwischen Vertreter:innen der Umweltbehörde, der Landwirtschafts- und Naturschutzverbände sowie der Landwirtschaftskammer statt. Ziel ist die Entwicklung von nachhaltigen Lösungsansätzen für die häufig konkurrierenden Interessen von Landwirtschaft und Naturschutz. Gemeinsam soll ein Umdenken in der landwirtschaftlichen Flächennutzung vorangetrieben werden, um den Herausforderungen des Klimawandels und dem fortschreitenden Verlust der biologischen Vielfalt zu begegnen.

Auftaktveranstltung mit den Haupakteuren der Vorbereitungsgruppe für "Hamburgs Dialogs Landwirtschaft - Naturschutz: gemeinsame Perspektiven für Hamburgs Natur"

Foto: S.Meyer

Jens Kerstan, Senator für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft: „Der Klimakrise und dem Verlust der biologischen Vielfalt konsequent entgegenzuwirken, gehört zu unseren größten Herausforderungen. Dies gelingt umso besser, wenn unterschiedliche Interessen sichtbar werden und in einem konstruktiven Austausch Ideen und Lösungsvorschläge für ein gemeinsames Vorgehen entwickelt werden – wie in diesem Dialogprozess. Ich freue mich deshalb sehr, dass wir diesen Dialog fortsetzen und im guten Miteinander Maßnahmen umsetzen werden, die die Klimakrise bekämpfen, die Artenvielfalt und Artenschutz stärken und gleichzeitig unsere Kulturlandschaft widerstandsfähiger machen und den agrarwirtschaftlichen Betrieben eine langfristige Ertragsstabilität bieten. Ich danke allen Beteiligten für den engagierten und konstruktiven Austausch.“

 

Präsident des Hamburger Bauernverbands, Martin Lüdeke: „In unserer vielfältigen Metropolregion Hamburg stehen wir vor großen Herausforderungen, insbesondere im Bereich Natur- und Umweltschutz. Gemeinsam mit Ihnen, den engagierten Akteuren, möchten wir den Weg einer nachhaltigen Landwirtschaft gestalten und ebenso das Verständnis für die Landwirtschaft stärken. Die Arbeit der Bäuerinnen und Bauern verdient Anerkennung und Respekt. Dieser Dialogprozess ist mehr als ein Projekt – er ist eine Weichenstellung für die Landwirtschaft, denn wir setzen auf innovative Ansätze, um den Klimawandel zu bekämpfen, unsere Gewässer zu schützen und gleichzeitig wirtschaftlichen Fortschritt zu ermöglichen. Er ist eine Verpflichtung für uns alle. Lasst uns gemeinsam für eine nachhaltige Zukunft eintreten und die Weichen für kommende Generationen stellen.“

 

Arbeitsgemeinschaft Naturschutz Hamburg, Gisela Bertram: „Über Themen ins Gespräch zu kommen, die uns allen am Herzen liegen, verstehen warum wir an einigen Punkten die Dinge unterschiedlich sehen und dann konstruktiv damit umgehen. Das haben wir in diesen Gesprächen getan und das nehmen wir mit. Wir wurden und werden vom gemeinsamen Ziel geleitet: Den Naturhaushalt intakt erhalten, denn dann ermöglicht er uns das Wirtschafen und auch ein schönes Leben.“

Foto: S. Meyer

Im gemeinsamen Austausch wurden konkrete Ziele und Maßnahmen vereinbart, die zum Schutz unser aller Lebensgrundlagen im Zusammenspiel von Naturschutz und Agrarwirtschaft führen sollen. Die Palette der Themen ist dabei vielfältig und umfasst Wasser, Boden, Luft und Klima, Biodiversität und Ernährung, Kulturlandschaften und regionale Produkte. Die 17 Leitprojekte sind in ihrer Ausrichtung sehr vielfältig. So wurde sich beispielsweise auf die Entwicklung einer Moorschutzstrategie verständigt, um degradierte Moore durch Anhebung der Wasserstände zu naturnäheren Standorten und aktiven CO2-Speichern zu entwickeln. Die Agrarwirtschaft berücksichtigt auf ihren Höfen Naturschutzmaßnahmen, wie die Installation von Nisthilfen für Vögel oder Fledermäuse oder das Anlegen von Teichen. Auch gab es die Übereinkunft, die Entwicklung von Amphibienlebensräumen seitens der Umweltbehörde voranzubringen.

 

Die Betriebe benötigen langfristige Ertragsstabilität, die wiederum stabile und gefestigte Ökosysteme erfordert. Nur wenn der Schutz der natürlichen Ressourcen mit der wirtschaftlichen Vitalität der landwirtschaftlichen Betriebe in Einklang gebracht wird, kann der regionale Beitrag für die Versorgung der Metropolregion mit gesunden und sicheren Lebensmitteln gewährleitet werden. Die besondere Herausforderung für den Standort Hamburg besteht zusätzlich darin, dass die kleinteiligen und vielfältigen Strukturen im urban geprägten Raum ohnehin schon unter großem Nutzungsdruck stehen. Dieser wird besonders durch die Flächenkonkurrenz, beispielsweise zur städtebaulichen Nutzung, verstärkt.

 

Trotz dieser komplexen Rahmenbedingungen ist der Wandlungsprozess der Landwirtschaft, der mehr Naturschutz berücksichtigt, bereits in vollem Gange. Aufgabe und Anlass des von der Landwirtschaft initiierten „Hamburger Dialogs Landwirtschaft – Naturschutz: gemeinsame Perspektiven für Hamburgs Natur“ ist es, diesen Prozess der Landwirtschaft zu unterstützen und die berechtigten unterschiedlichen Belange zusammenzubringen.

 

Ausblick

Das Format und die Vorgehensweise dieses Dialoges haben sich als sehr konstruktiv herausgestellt. Die beteiligten Akteur:innen aus Umwelt- und Agrarwirtschaftsbehörde, Landwirtschafts- und Naturschutzverbänden sowie der Landwirtschaftskammer eint der Wunsch, den Austausch fortzuführen. Dabei wird es nun vorrangig um die gemeinschaftliche Umsetzung der Leitprojekte gehen. Allerdings können auch weitere Themen in diesen Prozess eingebracht werden. So wird sich beispielsweise eine Arbeitsgruppe mit dem Thema „Dünger und Pflanzenschutz/Gewässer- und Bodenschutz“ befassen.

Titelbild Broschüre

 

Rückfragen der Medien

Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA)

Pressestelle

Telefon: 040 42840 8006

E-Mail: pressestelle@bukea.hamburg.de

BMU-Agrarkongress 2021


13.01.2021 | Naturschutz/Biologische Vielfalt | Konferenz / Kongress / Tagung

Landwirtschaft und Umwelt: Veränderung gestaltet Zukunft

Veränderung gestaltet Zukunft. Gemeinsam müssen wir Landbewirtschaftung und Tierhaltung so verändern, dass wir Umwelt, Klima und Artenvielfalt schützen und gleichzeitig den wirtschaftlichen und sozialen Zielen einer zukunftsfähigen Landwirtschaft gerecht werden.

Veränderung braucht einen Rahmen. Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) ist das wichtigste agrarpolitische Instrument in der EU und in Deutschland. So weitreichend und finanzstark diese gemeinsame Politik ist, so groß und nachhaltig muss nun auch ihr Beitrag zur Lösung der aktuellen Herausforderungen der Zukunft sein.

Die Einigungen der EU-Agrarministerinnen und Minister und des Europäischen Parlaments zur Reform der gemeinsamen Agrarpolitik waren noch kein Durchbruch, auch nicht für den europäischen Green Deal und seine Strategien „Vom Hof auf den Tisch“ und die Biodiversitätsstrategie. Gelingen muss die Reform daher jetzt in der Umsetzung durch die Mitgliedstaaten – also im deutschen Strategieplan für die gemeinsame Agrarpolitik. Das BMU möchte seinen Vorschlag dazu auf dem Agrarkongress 2021 mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Politik und Praxis diskutieren.

Wir laden Sie ein, sich aktiv an der Veranstaltung zu beteiligen.

Der Agrarkongress wird vom BMU als virtuelle Veranstaltung organisiert, ein Livestream der gesamten Veranstaltung wird angeboten.

Veranstaltungsort

dbb forum berlin

Friedrichstraße 169

10117 Berlin

Registrierungswebsite für weitere Interessierte

Internet:

www.bmu.de/veranstaltung/bmu-agrarkongress-2021/

Eindimensionale Sichtweisen helfen der Artenvielfalt nicht

DBV-Präsident zum „Bericht zur Lage der Natur“

Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, sieht die Vorstellung des „Berichts zur Lage der Natur“ durch Bundesumwelt-ministerin Svenja Schulze und der Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, Beate Jessel, kritisch. „Viele Landwirte in Deutschland sind bereit, noch mehr im Vertragsnaturschutz zu tun. Allgemeine und vor allem eindimensionale Schuldzuweisungen aus dem Bundesumwelt-ministerium helfen der Artenvielfalt nicht. Der Bericht blendet wichtige Ursachen für den Verlust von Biodiversität aus. Vor allem bleibt er die Antwort schuldig, warum die zahlreichen, mit enormen Mittelaufwand von Bund und Ländern betriebenen Naturschutzprogramme, die dem Verlust an Artenvielfalt entgegenwirken sollen, offenbar wirkungslos bleiben. Auch die vielen freiwilligen Blühstreifen- und Umweltprojekte der deutschen Landwirte bleiben völlig unerwähnt. Es ist zu einfach und auch nicht hilfreich, mit dem Finger ausschließlich auf die Landwirtschaft zu zeigen. Eine effektive Verbesserung bei der Artenvielfalt wird nur mit den Bauern gelingen, nicht mit immer rigideren Bewirtschaftungsauflagen. Die Landwirte bleiben meist allein auf den Kosten des Naturschutzes sitzen, das muss sich endlich ändern.“

DBV-Pressemitteilung vom 20.05.2020

Landwirtschaft braucht Artenvielfalt

DBV-Präsidiumserklärung zum Deutschen Bauerntag

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Im Rahmen des Deutschen Bauerntags 2019 verabschiedet das Präsidium des Deutschen Bauernverbandes (DBV) eine Resolution zur Artenvielfalt in der Agrarlandschaft. Mit dieser Erklärung unterstreicht der Deutsche Bauernverband den hohen Stellenwert der Biodiversität für die Branche: „Landwirtschaft braucht und liefert Artenvielfalt“ heißt es in der Erklärung. Um noch weitere Fortschritte in diesem Bereich zu erzielen, setzt die Landwirtschaft auf folgende Initiativen:

Bei der Förderung von Biodiversität in der Agrarlandschaft setzt der DBV darauf,

  • praxistaugliche Maßnahmen im Rahmen von Modellprojekten zu entwickeln, die Ökologie und Ökonomie in Einklang bringen,
  • Klima-, Natur- und Umweltschutz sowie Biodiversitätsmanagement in die Aus- und Weiterbildung noch stärker zu integrieren,
  • Beratungsangebote für die Verbandsmitglieder anzubieten,
  • Agrarumweltmaßnahmen sinnvoll über die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) zu finanzieren,
  • eine nationale Initiative Artenvielfalt zu etablieren. Die deutsche Landwirtschaft lädt alle Akteure der Lebensmittelkette, den Handel, die Verarbeitung, die Wirtschaft sowie die Verbraucher ein, dies auf den Weg zu bringen und die Biodiversität in der Agrarlandschaft kooperativ mit den Landwirten zu fördern.