Rukwied: Getreide- und Rapsernte unter dem Durchschnitt
Pressemitteilung 18.08.2020
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Der
Deutsche Bauernverband (DBV) rechnet in diesem Jahr mit einer Getreideernte von
42,4 Millionen Tonnen. Damit bleibt die Getreideernte rund zwei Millionen
Tonnen bzw. knapp fünf Prozent hinter dem Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2019
in Höhe von 44,4 Millionen Tonnen zurück. Die Winterrapsernte beziffert der DBV
auf 3,3 Millionen Tonnen. Dies geht aus der abschließenden Erntebilanz des
Deutschen Bauernverbandes hervor, welche auf Daten aus den
Landesbauernverbänden basiert. „Die diesjährige Getreideernte fällt insgesamt
zum wiederholten Male unterdurchschnittlich aus, mit extremen regionalen
Unterschieden. Das Jahr 2020 war vielerorts das dritte, durch Wetterextreme
geprägte Jahr, was einige Betriebe in ihrer Existenz gefährdet. Wir brauchen
deshalb dringend eine Stärkung der einzelbetrieblichen Risikovorsorge durch
staatlich unterstützte Mehrgefahrenversicherungen und die Einführung einer
steuerlichen Gewinnrücklage“, fordert der Präsident des Deutschen
Bauernverbandes, Joachim Rukwied.
„Die
Erträge fallen je nach Niederschlagsverteilung und Bodengüte selbst kleinräumig
sehr unterschiedlich aus. Je nach Region müssen die Betriebe aufgrund von
massiver Trockenheit, Nachtfrösten im Mai oder massenhaftem Auftreten von
Mäusen erneut deutliche Ernteeinbußen verkraften. Auch die tierhaltenden
Betriebe leiden wegen der Trockenheit wieder einmal an einem zu geringen
Grundfutteraufkommen“, erläutert Präsident Rukwied. So hat die Hitze und
Trockenheit im August zwar einen zügigen Fortgang der Getreide- und Rapsernte ermöglicht,
die im Herbst zu erntenden Kulturen wie Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben, die
sich noch in der Ertragsbildung befinden, leiden dagegen zunehmend unter dem
Wassermangel. „Auch für die bevorstehende Rapsaussaat werden dringend
Niederschläge benötigt, damit die Saat überhaupt keimen kann.“
Der
Durchschnittsertrag über alle Getreidearten entspricht mit sieben Tonnen pro
Hektar dem Mittel der Jahre 2015 bis 2019. Allerdings fällt die
Getreideanbaufläche mit knapp 6,1 Millionen Hektar knapp 240.000 Hektar bzw.
vier Prozent kleiner aus als im langjährigen Durchschnitt.
Für
die einzelnen Kulturen legt der DBV die folgende Bilanz vor:
Winterweizen ist die bedeutendste Getreideart
im deutschen Ackerbau. Allerdings fällt der Rückgang der Anbaufläche zur diesjährigen
Ernte besonders drastisch aus. Nach der vorläufigen Bodennutzungshaupterhebung
des Statistischen Bundesamtes wurde Winterweizen zur Ernte 2020 auf einer
Fläche von weniger als 2,8 Millionen Hektar angebaut. Dies entspricht gegenüber
dem Vorjahr einem Rückgang von fast 300.000 Hektar. Im Bundesdurchschnitt wurde
ein Ertrag von 7,6 Tonnen pro Hektar erzielt, womit der Vorjahresertrag in Höhe
von 7,5 Tonnen pro Hektar um 2,5 Prozent übertroffen wird. Auf Basis der
aktualisierten Anbaufläche ergibt sich eine Erntemenge von 21,1 Millionen
Tonnen (Vorjahr: 22,8 Millionen Tonnen).
Der
Anbau von Wintergerste
erfolgte auf einer Fläche von 1,3 Millionen Hektar. Damit fällt die Anbaufläche
ebenfalls kleiner aus als im Vorjahr (knapp 1,4 Millionen Hektar). Der Ertrag
liegt im Bundesdurchschnitt bei 6,7 Tonnen pro Hektar (Vorjahr: 7,2 Tonnen pro
Hektar), woran sich deutlich zeigt, dass die Ertragsbildung der Wintergerste
durch die Trockenheit im März und April sowie durch die Nachtfröste im Mai,
welche regional sogar zu Totalausfällen bei der Wintergerste und daher zur
vorzeitigen Ernte als Ganzpflanzensilage führten, beeinträchtigt wurde. Da das
Statistische Bundesamt auch bei der Wintergerste von einer nochmals geringeren
Anbaufläche ausgeht, beträgt die Erntemenge 8,8 Millionen Tonnen (Vorjahr: 9,8
Millionen Tonnen).
Die
Anbaufläche von Winterroggen
fällt mit 634.000 Hektar erneut überdurchschnittlich aus (2015 bis 2019:
577.000 Hektar). Allerdings ist davon auszugehen, dass die Roggenfläche nicht
vollständig zur Körnergewinnung genutzt wurde, sondern aufgrund der absehbaren
Futterknappheit vorab als Ganzpflanzensilage gehäckselt wurde. Folglich ist die
Erntemenge von 3,5 Millionen Tonnen Winterroggen eher eine rechnerische Größe
als eine dem Markt zur Verfügung stehende Erntemenge. Die Roggenerträge liegen
mit 5,5 Tonnen pro Hektar sieben Prozent oberhalb des mehrjährigen
Durchschnitts von 5,1 Tonnen pro Hektar.
Sommergerste wurde auf einer Fläche von
367.000 Hektar angebaut, d. h. der Anbau wurde gegenüber dem Vorjahr um 10.000
Hektar ausgedehnt. Die Erträge erreichen im Bundesmittel wie in der
letztjährigen Ernte 5,1 Tonnen pro Hektar. Folglich liegt die Erntemenge bei
1,9 Millionen Tonnen (Vorjahr: 1,8 Millionen Tonnen). Da Sommergerste bei
Erreichen der geforderten Qualitätsparameter wie Proteingehalt und
Vollgerstenanteil als Braugerste Verwendung findet, zeigen sich an den
Erzeugerpreisen für Braugerste die Folgen der Corona-Pandemie. Die
vorrübergehende Schließung der Gastronomie und die Absage von Großveranstaltungen
haben den Bierabsatz verringert und somit auch die Nachfrage nach Braugerste.
Daher liegen die Erzeugerpreise für Braugerste mit aktuell 163 Euro pro Tonne
rund 20 Euro pro Tonne unterhalb des Vorjahrespreises.
Die
wichtigste Ölpflanze im deutschen Anbau ist Winterraps. Zur Ernte 2020 wurde Raps auf
einer Fläche von 954.000 Hektar angebaut. Gegenüber der Vorjahresfläche von
853.000 Hektar entspricht dies einer Flächenausweitung von 12 Prozent. Das
Fünf-Jahresmittel von 1,2 Millionen Hektar wird jedoch deutlich verfehlt. Die
Rapserträge liegen mit 3,5 Tonnen pro Hektar leicht über dem Durchschnitt der
Jahre 2015 bis 2019 in Höhe von 3,4 Tonnen pro Hektar. Allerdings erhöhen
fehlende Bekämpfungsmöglichkeiten wichtiger Rapsschädlinge das Ertragsrisiko
und haben den gleitenden mehrjährigen Durchschnittertrag kontinuierlich sinken
lassen. Die Rapsernte fällt mit 3,3 Millionen Tonnen zwar deutlich besser aus
als im Vorjahr (2,8 Millionen Tonnen), bleibt aber wegen der verhältnismäßig
geringen Anbaufläche 20 Prozent hinter dem mehrjährigen Durchschnitt von 4,1
Millionen Tonnen zurück.
Durch
die geringen Erntemengen in Verbindung mit wenig zufriedenstellenden Preisen
sind viele landwirtschaftliche Betriebe in einer wirtschaftlich angespannten
Situation. Mit dem steigenden Angebot aus der Ernte sind die Erzeugerpreise für
Brotweizen im Bundesdurchschnitt auf 162 Euro pro Tonne (Juni 2020: 173 Euro
pro Tonne) zurückgegangen. Auch wenn die EU-27 mit 282 Millionen Tonnen (2019:
294 Millionen Tonnen) deutlich weniger Getreide und vor allem deutlich
weniger Weichweizen (2020: 117 Millionen Tonnen, 2019: 131 Millionen Tonnen)
einfahren wird, stehen die Erzeugerpreise durch die zu erwartende komfortable
Versorgung des Weltmarktes und die starke Konkurrenz an den Exportmärkten unter
Druck. Schließlich haben die Europäische Union und das Vereinigte Königreich in
den ersten sechs Wochen des laufenden Wirtschaftsjahres nur 978.000 Tonnen
Weichweizen exportiert. Gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres, in dem
2,5 Millionen Tonnen Weichweizen ausgeführt wurden, ist dies ein Rückgang um 61
Prozent.