Archiv für den Tag: November 8, 2023
#ZukunftsBauer Zukunftsbild der Landwirtschaft #ZukunftsBauer
Das Projekt #ZukunftsBauer – Hintergründe und Ansätze für ein neues Zukunftsbild der Landwirtschaft
Die Frage, wie Ökonomie und Ökologie in Übereinklang gebracht werden können, bestimmt seit Jahrzehnten die Debatten zwischen den Vertretungen der Landwirtschaft und des Umwelt-, Natur- und Klimaschutzes in der Öffentlichkeit wie auch in Medien und Parlamenten. Durch sich verändernde Ernährungsgewohnheiten und immer höhere Ansprüche an die Nachhaltigkeit auch landwirtschaftlicher Produktionsprozesse bei eingeschränkter Zahlungsbereitschaft vieler Verbraucher gewinnt dieses Thema immer stärker an Brisanz. Seit kurzem gibt es jedoch Bewegung in dieser Debatte.
Die Zukunftskommission Landwirtschaft – ein Hoffnungsschimmer aus der Politik
Im Sommer 2021 legte die „Zukunftskommission Landwirtschaft“ (ZKL), in der auch der Deutsche Bauernverband (DBV) vertreten war, der damaligen Bundesregierung einen Bericht mit Vorschlägen zum Umbau der Landwirtschaft vor (Link ZKL-Bericht). Dieser Bericht enthielt zwar keine konkreten Lösungen für die vielen Zielkonflikte in der Landwirtschaft, definierte aber Leitplanken für einen verträglichen Umbau der Landwirtschaft und wurde von der großen Mehrheit der Vertretungen des Umwelt-, Natur- und Klimaschutzes wie auch vom DBV als geeignete Grundlage für politisches Handeln positiv bewertet (Link Bewertung des DBV vom 06.07.2021).
Die Studie „Zukunfts-Bauer“ – ein Hoffnungsschimmer aus der Wissenschaft
Ebenfalls 2021 veröffentlichte die Kölner Marktforschungsagentur Rheingold Salon eine im Auftrag des DBV und des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands (WLV) erstellte Studie über Möglichkeiten, wie die deutsche Landwirtschaft neues Vertrauen in der Gesellschaft gewinnen könnte. Diese Studie erhielt den Titel „Zukunfts-Bauer“ und belegte, dass sich Landwirtschaft und der Rest der Gesellschaft weitgehend voneinander entfremdet haben. Sie zeigte aber auch Wege auf, wie dieser Zustand überwunden und neue Wertschätzung für die Branche erzielt werden könnte (Link).
Die AG #ZukunftsBauer – die Zukunft der Landwirtschaft neu denken
Der DBV und seine Landesbauernverbände haben die Empfehlungen der ZKL und die Studie des Rheingold Salon zum Anlass genommen, auch verbandlich neue Wege einzuschlagen. Im Herbst 2021 riefen sie eine Arbeitsgruppe mit Vertreterinnen und Vertretern aus allen Landesbauernverbänden ins Leben, die den Auftrag erhielt, aufbauend auf den genannten Empfehlungen die Zukunft der deutschen Landwirtschaft „mit Beinfreiheit neu zu denken“. Das Ergebnis ihrer Arbeit präsentierte die Arbeitsgruppe auf dem Deutschen Bauerntag 2022 in Lübeck (Dokumente vom Mai und Juni 2022).
Die Empfehlungen der AG #ZukunftsBauer – ein echter Paradigmenwechsel
Im Kern empfiehlt die Arbeitsgruppe den Bauernfamilien und ihren Interessenvertretungen nicht weniger als ein neues Selbst- und Rollenverständnis sowie eine neue Kommunikation zu entwickeln, Veränderungen dabei nicht als Bedrohung, sondern als Chancen für eine höhere Wertschätzung und Wertschöpfung der Branche zu nutzen.
Durch den Überfall Russlands auf die Ukraine ist vielen Menschen in unserer Gesellschaft erstmals oder neu bewusst geworden, dass die heimische Landwirtschaft von strategischer Bedeutung für unser Land ist. Dies gilt für die Versorgungssicherheit bei Nahrungsmitteln, aber z. B. auch bei erneuerbaren Energien. Sofern Politik die richtigen Rahmenbedingungen setzt, kann Landwirtschaft zu einem wichtigen Teil der Lösung für viele gesellschaftliche Herausforderungen werden. Warum sollten Landwirtinnen und Landwirte künftig nicht auch immer stärker z. B. als „Biodiversitäts-Manager“ unternehmerisch tätig werden?
Die deutschen Bauernfamilien – Teil der Lösung in vielen Bereichen
Damit die Landwirtschaft ihre Lösungskompetenzen zum Wohle der Branche wie der gesamten Gesellschaft zum Tragen bringen kann, braucht es Anreize aus der Politik, aber auch einen Wandel des traditionellen Selbst- und Rollenverständnisses in der Landwirtschaft, die sich bisher weitgehend als „Ernährer“ sieht. Das Projekt #ZukunftsBauer will Anstöße geben darüber nachzudenken, wie sich die Zukunft der Landwirtschaft mit neuem Denken und neuen wirtschaftlichen Aktivitäten gestalten lassen könnte. Dabei ist klar: Letztlich entscheidet auch künftig jede Betriebsleiterfamilie für sich, was für sie der richtige Weg in die Zukunft ist.
Ein Werkzeugkasten für die weitere Arbeit – Anregungen sind willkommen!
Mit den folgenden Materialien wollen wir all jenen, die sich in den Orts-, Kreis- und Landesbauernverbänden intensiver mit dem Projekt #ZukunftsBauer befassen wollen, konkrete Hilfestellungen an die Hand geben. Bitte verstehen Sie diese Materialien als Angebot und kommen Sie gerne mit eigenen Anregungen auf uns zu. Wir werden diesen „Werkzeugkasten“ kontinuierlich weiterentwickeln.
Kontakt:
Hans-Heinrich Berghorn
Koordinator Projekt #ZukunftsBauer
Deutscher Bauernverband
Claire-Waldoff-Straße 7
10117 Berlin
E-Mail: h.berghorn@bauernverband.net
„Verzögerungen bei der GAP-Auszahlung nicht akzeptabel“
Rukwied fordert vollständige Auszahlung zum Jahresende
Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, fordert eine vollständige Auszahlung der Direktzahlungen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) zum Jahresende und betont, dass die teils angekündigten Verzögerungen nicht akzeptabel sind. „Unsere landwirtschaftlichen Betriebe sind zum Jahreswechsel wegen anstehender Zahlungen dringend auf Liquidität angewiesen. Daher ist die vollständige Auszahlung spätestens zum Jahresende zwingend erforderlich. Die Behörden und die Zahlstellen von Bund und Ländern sind daher gefordert, eine Auszahlung aller Prämien aus der GAP-Förderung in diesem Jahr zu gewährleisten. Die Verzögerungen gehen auf zusätzlich geschaffene Bürokratie sowie unausgereifte IT-Systeme für die Flächenerfassung zurück. Jetzt braucht es dringend Vereinfachungen bei der Konditionalität, einen deutlichen Bürokratieabbau und schnelle Verbesserungen bei der App.“
Bundesweit haben sich in diesem Jahr rund 295.500 landwirtschaftliche Antragsteller mit einer Förderfläche von etwa 16,7 Mio. Hektar dem komplexen Antrag der neuen „Grünen Architektur“ nach der GAP-Reform 2023 gestellt. Diese Betriebe erfüllen die Grundanforderungen an die Betriebsführung (GAB) und die Auflagen zum Erhalt der landwirtschaftlichen Flächen im guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand (GLÖZ) und setzen zusätzlich freiwillig Agrarumweltmaßnahmen im Zuge der Ökoregelungen (1. Säule) und der Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen (2. Säule) um.